Schon Ende November waren nach Informationen der "Süddeutsche Zeitung" Infineon-Chef Peter Bauer und der Aufsichtsratsvorsitzende Max Dietrich Kley zum Krisengespräch in die Hauptstadt gereist. Bauer und Kley hätten um die Rettung der angeschlagenen Tochter Qimonda und um Hilfen für die Chipindustrie in Deutschland insgesamt geworben, hieß es aus Konzernkreisen. Die Tochter Qimonda brauche laut dem Bericht eine Finanzspritze in dreistelliger Millionenhöhe. Die Mutter Infineon habe den Geldhahn bereits zugedreht.
Doch nun steht auch Infineon mit dem Rücken an der Wand. Zu allen hausgemachten Problemen wird Infineon von der Konjunkturkrisegebeutelt. Bei der Speicherchiptochter Qimonda, die weltweit noch 13500 Menschen beschäftigt, 4600 davon in Deutschland, geht esmittlerweile ums Überleben.
Die Welt berichtet:
Der Existenzkampf war absehbar. Deshalb fassten die Infineon-Lenker bei ihrem Treffen im Oktober einen Entschluss: Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley und Vorstandssprecher Bauer sollten die Politik um Hilfe bitten. Vergangene Woche sprachen die beiden bei Wirtschaftsminister Michael Glos vor. Qimonda benötigt eine Bürgschaft über 500 Millionen Euro, auch eine direkte Beteiligung des Landes Sachsen ist im Gespräch. Andernfalls, das teilte Qimonda am Montag offiziell mit, könnte dem Chiphersteller spätestens Ende März das Geld ausgehen.
Das hätte Folgen weit über das Unternehmen hinaus: "Eine Pleite von Qimonda wäre der Anfang vom Ende der Chipindustrie in Dresden", fürchtet Wigand Cramer von der IG Metall. Die Landeshauptstadt ist mit 66 000 Beschäftigten in der Hochtechnologie der größte Halbleiterstandort in Europa.
Die Lage kann sich erst entspannen, wenn ein Anbieter seine Fabrik schließt oder ganz verschwindet. Doch das ist in den vergangenen Jahren kaum geschehen. Rund um den Globus haben Staaten ihre Chipfabriken mit Subventionen am Leben gelassen. So war Anfang des Jahrzehnts die Pleite des Qimonda-Konkurrenten Hynix in Südkorea mit Milliardenzuschüssen verhindert worden. "Der Markt ist vollkommen verzerrt. Ein Regelsystem ist nicht vorhanden, nur noch ein Wettbewerb um die höchste Förderung", sagen Experten.
Deutsche Branchenvertreter beklagen seit Jahren, dass vor allem die Konkurrenten in Asien mit hohen Subventionen gepäppelt werden. "In Asien wird über Staatshilfen für die Halbleiter- und Chipindustrie diskutiert. Da ist es nachvollziehbar, dass in Deutschland ähnliche Debatten geführt werden", sagt Jürgen Wagner, Technologieanalyst bei der Bank Sal. Oppenheim. Die Erfolgsaussichten beurteilt er allerdings als gering. "Das Hauptproblem ist doch, dass die Kapazitäten nicht der gesunkenen Nachfrage angepasst wurden. Daran kann auch eine Bürgschaft über 500 Millionen Euro nichts ändern."