Plötzlich treten unscheinbare Herren in Aktion. Stadtpolizei in Zivil. Gaststättenkontrolle.
Nichts geht mehr beim Inder. Tellerwäscher und Köche lassen die Arbeit ruhen, schauen mit schreckverzerrtem Gesicht in die Runde. Ausweiskontrolle. Hauptverdächtige asiatischer Herkunft werden aus der Küche gezerrt.
Während der Magen knurrt brennen Reis und Curry an. Die Asiaten müssen nun ihren Ausweis, Aufenthaltgenehmigung und Arbeitserlaubnis nachweisen. "Wer das nicht kann, wird mitgenommen" - erklärt mir einer der Herren in Zivil.
Ich frage, ob man diese Kontrollen nicht ausserhalb der Stoßzeit durchführen könne, schließlich stünden hier viele Gäste unter Zeitdruck, außerdem hätten wir alle Hunger. "Wir machen das ja hier nicht zum Vergnügen" - antwortet der Gaststättenkontrolleur ebenso barsch wie pflichtbewußt.
Als ich den Wächter über Recht und Ordnung von oben bis unten mustere ,fällt der Blick auf eine Schußwaffe, die lässig, aber auch bedrohlich aus dem Loden lugt.
Anwort: "Ja, wir tragen immer eine Waffe bei uns."
Ich: "Aber wieso brauchen Sie eine Waffe? Sind Tellerwäscher gefährlich?"
Er: "Nein, nicht immer, die tragen wir nur zu unserem Schutz"
Ich: "Aber wovor müssen Sie sich den schützen?"
Er: "Mmmmhhh"
Ich:"Hauen denn die Verdächtigen auch manchmal ab?"
Er: "Ja, kommt ab und zu vor. Oder sie verstecken sich."
Ich: "Und wenn einer flieht, drohen Sie dann mit der Waffe, ohne schießen villeicht sogar?"
Er: "Nein, das nicht. Aber wir versuchen natürlich, sie zu fangen"
Ich: "Und was passiert dann?"
Er: "Dann kommen Sie in U-Haft und werden erkennungsdienstlich behandelt"
Ich: "Also vom Tellerwäscher ins Gefängnis?"
Er: "Ja so ungefähr."
Ich: "Und dann?"
Er: "Wenn sie nicht über Papiere verfügen, werden sie irgendwan abgeschoben."
Ich: "Kontrollieren Sie auch HarzIV - Empfänger und Schwarzarbeiter?"
Er: "Nein, wir suchen hier nur nach Illegalen. Für echte Schwarzarbeiter ist der Zoll zuständig."
Ich: "Wieso der Zoll?"
Er: "Das eine ist Betrug, dass andere ist Steuerhinterziehung."
Nach 15 Minuten ist die Überwachungsaktion beendet. Ich frage die entnervte Chefin, wie oft so was vorkommt? "Mindestens einmal pro Woche" - so die Antwort. Beim Rausgehen entdecke ich noch einige weitere verdächtige Herren in Zivil.
"Was machen Sie denn hier", will ich wissen "Gehören Sie auch zu dieser Truppe?" und verweise auf die Kontrollaktionen an der Essenausgabe.
"Ja, wir passen hier auf, das keiner abhaut."
"Ist die Aktion nicht ein wenig übertrieben?", frage ich.
"Nein, wir müssen das machen, wir schützen deutsche Arbeitsplätze und den Steuerzahler. Denn die Illegalen fallen am Ende allen zur Last und alle müssen für sie zahlen"
Dieses Land reguliert sich noch mal zu Tode, denke ich und trotte mit hungrigem Magen von Dannen. Das nächste Mal gehts zum Thailänder.