In der Regel funktioniert bei einem starken Preisverfall der Mechanismus von Fördermengenkürzungen, allein reichen oft schon Ankündigungen aus, um den Preis zu stabilisieren, da alle, auch die USA, an hohen Preisen Interesse haben. Man erinnere sich, wie schnell der Preis vor Monaten reagierte, wenn Reservemengen bekannt gegeben wurden. Nicht einmal der bevorstehende Winter (nach dem frühen Einbruch und den Schneemengen scheint es diesmal wieder sehr kalt zu werden) hat überhaupt keine positive Auswirkung auf den Preis. Die einzige Auswirkung darauf hat der Dollarkurs.
Trotz Verfall der Frachtraten auf See fahren die Supertanker auch weiter und sind vom Crash des Baltic Dry Index weniger betroffen. Diese Schiffe werden meistens von den Ölgesellschaften betrieben und dieses Geschäft läuft noch, da die Nachfrage nach Öl weiterhin besteht. So stützen z.B. den Konzern Maersk derzeit weniger die Schiffe, Banken und Werften wie Supermarktketten, sondern vor allem seine Beteiligungen an der Öl-und Gasförderung in der Nordsee.
Ganz anders sieht es dabei für Russland sowie die arabische Welt, den Iran oder Venezuela aus. So finanziert auch Russland über seine Öleinnahmen einen Teil seines Staatshaushaltes und kalkuliert hier mit ca. 70 $ /bbl. Dubai hat bei Preisen unter diesem Level nun ebenfalls sehr starke Probleme bekommen. Hier werden die gigantischen Großprojekte im Lande mit der größten Krandichte der Welt vorrangig über Kredite vorfinanziert, deren Tilgung aber mit wesentlich höheren Öleinnahmen kalkuliert wurde.
Auch andere Ölstaaten passten in der Vergangenheit Ihre Ausgaben an die gestiegenen Einnahmen durch das Öl und Gas an.
Nun haben aber ausgerechnet diese Länder eine für die Dollarhegemonie absolut gefährliche Absicht bekundet und beginnen diese kurzfristig umzusetzen. Russland lässt sich demnächst Öl in Rubel bezahlen, der Irak will Euro, die Araber arbeiten fieberhaft am Golddinar, Südamerika will sich eine eigene Währung verpassen. Die Abkehr vom Dollar ist die größte Gefahr für diesen, bindet doch der Petrodollar die riesigen Geldmengen im Ölhandel der Welt. Alle Länder sind gezwungen große Dollarreserven für die Sicherstellung Ihrer Energie zu halten. Das aber kollabiert jetzt zusätzlich. Konnte man den Irak wegen dieser Abtrünnigkeit noch mit einen inszeniertem Krieg bestrafen, so klappt das weder mit dem Iran, den Emiraten und gleich recht nicht mit Russland. Also muss die kalte Ölwaffe her.
Die Preise für Gold, Rohstoffe, den Dollar und auch Öl werden in London gemacht und wie man solche beeinflussen kann, zeigen z.B. die Goldpreismanipulationen oder das Plunge Protection Team beim Dow Jones. Da kommt der Zusammenbruch der Wirtschaft zur Begründung gerade recht. Wäre der Ölpreis dadurch marktgerecht wohl nur auf 80 $ gesackt kann man den Weg nach unten nun gleich noch weiter treiben. Und siehe da, es klappt.
Noch!
Iran will Euro für Öl und parkt so auch noch eigene Gewinne daraus in Gold. Das kann sich die USA nicht bieten lassen.
So ist natürlich durch die weltweite Krise auch Russland stark angeschlagen. Nun braucht das Land Liquidität was sie bei respektablen Ölpreisen locker bezahlen könnten. Jetzt nicht mehr, was ihnen eben ein schlechteres Rating einbrachte. S&P senkte z.B. auch die Prognose für Lukoil von „positiv“ auf „stabil“.
Aber auch die Investoren in Dubai kommen nun ins Schlingern. Was passiert bei einem Kredit, wenn die hinterlegten Sicherheiten abschmelzen? Er wird im schlimmsten Fall gekündigt und die Sicherheit ggf. zwangsvollstreckt. Man stelle sich nun dieses Szenario nur mal auf ein kleines Land wie Dubai vor. Deren Sicherheit sind Ölfelder! So könnten die Banken doch gleich ein ganzes reiches Land günstig „erwerben“. Es sei denn, man ändert die Kreditbedingungen unter der Vorraussetzung vom Golddinar zu lassen. Ähnlich kann man mit den anderen Abtrünnigen verfahren.
Es ist allerdings fraglich, wie lange dieser Kurs derzeit überhaupt durchgehalten werden kann. Die USA hat nicht mehr die Stärke der letzten Jahrzehnte und die vom Verfall des Preises betroffenen Ölstaaten in Asien beginnen eine Koalition zu schmieden, einen gemeinsamen Wirtschaftsblock, eine Zollunion mit Einheitswährung, wo sie in Zukunft bis 80 % des Ölmarktes beeinflussen könnten. Das würde das Aus des Petrodollars beschleunigen.
Andererseits wird sich der extrem tiefe Ölpreis in naher Zukunft sehr stark nach oben bewegen, denn die Investitionen in neue Ölvorkommen werden gerade eingefroren, andere komplett gecancelt. Das wird in der Zukunft, also in 5 bis 10 Jahren spürbar sein, da die Vorlaufzeit für Rentabilität eben sehr lang ist.
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