Deutschland könnte nach Überzeugung des Chefs der Unternehmensberatung Roland Berger aus der internationalen Wirtschaftskrise als Gewinner hervorgehen. „Deutschland kann der aktuellen Krise eine starke industrielle Basis entgegen setzen“, sagte Burkhard Schwenker im Interview mit dem Nachrichtenmagazin FOCUS. England hingegen hänge in hohem Maße vom Finanzsektor ab, der nun darniederliege. In den USA sei die Lage ähnlich. In den deutschen Chefetagen treffe er denn auch „auf weniger Pessimismus, als es die Schlagzeilen dieser Tage vermuten ließen“, so Schwenker. „Deutschlands Wirtschaftsführer sind realistisch bis optimistisch.“
Schwenker sieht für finanzstarke Unternehmen in der Krise zudem „brillante Gelegenheiten, zu wachsen und passende Firmen zu kaufen.“ In so einer Situation auf Expansion zu setzen, erfordere Mut. Aber wer liquide genug sei, sollte genau das tun, zumal jeder Kauf eines Unternehmens eine positive Unternehmensnachricht sei und wieder Zuversicht schaffe, so Schwenker. Firmen-Übernahmen werden nach seinen Worten 2009 „das große Thema“ sein.
Der Top-Berater sieht auch die Bundesregierung in der Pflicht, „ein deutliches Zeichen zu setzen, dass wir aus der Krise herauskommen können, um Kauf- und Investitionsbereitschaft wieder aufzubauen“. Hierfür müssten im Januar wirksame Konjunktur-Programme folgen. „Die Regierung sollte erstens die Mehrwertsteuer auf 15 Prozent senken, zweitens den Solidaritätszuschlag abschaffen und drittens die kalte Progression in der Einkommenssteuer beseitigen. Viertens sollte sie ein Infrastrukturprogramm für Hochschulen, Krankenhäuser, Glasfasernetze etc. auflegen“, forderte Schwenker. „Eine politische Hinhaltetaktik“ mit Blick auf die Bundestagswahl im Herbst nächsten Jahres wäre seiner Meinung nach „wirklich dramatisch.“