Die Ideen zur Bekämpfung der Krise werden immer abstruser. Wegen schlechter Aussichten fordert DIW-Präsident Konjunkturprognosen-Stopp. Ökonom Zimmermann plädiert im Kanzleramt für vorübergehende Pause.
Angesichts der immerschlechter werdenden Vorhersagen für die Wirtschaftsentwicklung inDeutschland hat Klaus Zimmermann, Chef des Deutschen Instituts fürWirtschaftsforschung (DIW) , beim Krisengipfel im Kanzleramt für einenvorübergehenden Prognose-Stopp plädiert.
"Wir haben imKanzleramt darüber gesprochen, dass Ökonomen alle verwirren, wenn sieständig neue Zahlen in die Welt setzen. Ich habe gesagt, man könntesich vorstellen, eine Zeit lang keine Prognosen vorzulegen. Das isteine Frage der intellektuellen Redlichkeit", sagte Zimmermann derFinancial Times Deutschland.
"In den meistenModellen, die wir für unsere Vorhersagen nutzen, kommen keineFinanzkrisen vor. Und wenn sie vorkommen, dann ist diese Krise sospezifisch, dass wir sie nicht erfassen können. Wir können sagen, dapassiert was Schlimmes, aber wie schlimm es wird, können wir nichtsagen."
Es könne kein Bankenvolkswirt oderInstitutsforscher gezwungen werden, auf Prognose zu verzichten. "Daswäre eine Art Selbstverpflichtung der Beteiligten", sagte Zimmermann.Es würde natürlich Sinn ergeben, wenn alle aufhören.
"In einerMediengesellschaft wird das aber nicht durchzuhalten sein. Wir habenden Vorschlag auch nicht ernsthaft zu Ende diskutiert." DerDIW-Forscher fürchtet "sich selbst erfüllende Prophezeiungen. Das wärehier der Fall." Wie Politiker generell keinen Subventionswettlaufmachen sollten, um jeden Betrieb vor der eigenen Haustür zu retten,sollten auch Konjunkturbeobachter keinen Wettlauf um die schlechtestenZahlen machen.