I
n der Euro-Zone gibt es nach Informationen der ZEIT Streit um Pläne, den euro-
päischen Geldmarkt durch die Einrichtung einer zentralen Abwicklungsstelle zu
beleben. Am Geldmarkt leihen sich Banken untereinander Liquidität. Dieser
Markt ist jedoch zusammengebrochen, weil die Finanzhäuser befürchten, dass
ihre Geschäftspartner Pleite gehen könnten.
In der Politik wächst nun die Sorge, dass die Banken infolgedessen auch weniger
Kredite an Unternehmen und Verbraucher vergeben. Die Europäische Zentral-
bank (EZB) diskutiert deshalb nach Angaben von mit der Situation vertrauten
Personen seit einigen Tagen intensiv darüber, den Geldverkehr nicht mehr direkt
zwischen den Banken, sondern über die Notenbank oder eine Börse abzuwi-
ckeln. Dadurch, so die Befürworter, würde das Ausfallrisiko sinken, weil im Notfall
die EZB oder eben die Börse einspringen würde.
Hochrangige Notenbanker und Regierungsbeamte in Europa sind aber den An-
gaben zufolge der Auffassung, dass eine solche Abwicklungsstelle nicht das am
besten geeignete Mittel ist, um die Kreditvergabe anzukurbeln. Die Banken knau-
serten mit Krediten vor allem deshalb, weil sie angesichts ihrer knappen Kapital-
decke und der Schwere der Rezession keine neuen Risiken in die Bilanz nehmen
wollten, hieß es. Ein Mangel an Liquidität sei nicht das Hautproblem. Zudem
könnten sich viele Institute auch jetzt schon direkt bei der Zentralbank mit fri-
schem Geld versorgen. „Der Aufwand wäre enorm, aber niemand weiß, ob wir
damit die Probleme lösen“, sagte eine an den Gesprächen beteiligte Person. Ei-
ne endgültige Entscheidung werde Ende Januar fallen.