Diese Einschätzung wurde offenbar auch imPentagon geteilt. Gegenüber dem SPIEGEL äußerte sich erstmals Marc Garlasco,der bis April 2003 im Pentagon die Einheit für hochwertige Bombenzieleim Irak leitete. Nach eigenen Angaben bekam er regelmäßig Material ausDeutschland zugeliefert. "Es wäre Geschichtsfälschung, wenn man abstreitenwollte, dass der BND uns bei militärischen Kampfoperationen während desKrieges half", sagte Garlasco. "Die deutschen Quellenmeldungenwaren sehr viel belastbarer und präsenter als der ganze Kram, den wir vonden CIA-Rockstars bekamen." Als "Rockstars wurden Iraker bezeichnet,die der CIA als Informanten rekrutiert hatte.
Garlasco weiter: "Die Deutschen warenvertrauenswürdige, professionelle Militärs.“ Ihre Informationen, aberauch die von ihnen gemachten Fotos hätten "geholfen, die Anforderungenfür unsere Auswahl militärischer Ziele zu erfüllen“. Wie der mittlerweilepesnionierte ehemalige Zwei-Sterne-General James Marks kann sich auch Garlascoan diverse Meldungen der Deutschen erinnern, die direkt seine Entscheidungenfür die Kriegsführung beeinflusst hätten. Der ehemalige Pentagon-Mann arbeitetheute für die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch.
Vom SPIEGEL um eine Stellungnahme zu den vonder SPD erhobenen Einwänden gebeten, erneuerte Marks seine Einschätzungenüber die Relevanz der deutschen Meldungen für das US-Militär. Die deutschenInformationen aus dem Irak hätten einen "erheblichen Anteil darangehabt, dass der Krieg früher begann“. Auch die Informationen zu den Flughäfenseien wichtig für die Entscheidung gewesen, keine Fallschirmspringer abzusetzen,sondern stattdessen mit Bodentruppen vorzurücken. Marks bekräftigte, erkenne die Inhalte von Meldungen der Deutschen mit Details über Roland-Luftabwehrgeschützeund Rauchschwaden vom Muthanna-Airport und vom Saddam International Airport.Diese Angaben seien in den Kriegsführung eingeflossen.
"Wir nennen das militärisch 'Templating'“,so Marks. Gemeint ist damit das Herausarbeiten eines grundsätzlichen Verhaltensmustersdes Feindes. Wenn bekannt sei, dass es mehrere Roland-Stellungen gebe,"gehen wir bis zum Beweis des Gegenteils davon aus, dass alle Flughäfenähnlich verteidigt werden“. Zudem handle es sich bei dem Roland-Luftabwehrsystemum ein "mobiles, besonders gegen Helikopter sehr effektives Waffensystem,bei dem wir davon ausgehen mussten, dass die Iraker es zum InternationalenFlughafen verlegen würden“ - die 15 Kilometer Luftlinie zwischen den vonden BND-Männer gemeldeten Flughäfen Muthanna und Saddam International Airportwären dafür kein großes Hindernis gewesen.