Diese himmlische Geduld können wir als homo spekulans mit unserer kurzen Halbwertzeit auf Erden nicht aufbringen - in keinem Bereich des menschlichen Tuns. Gerade die Zeit ist es, die maßgeblich unser Handeln auf dem Kapitalmarkt mitbestimmt. Denken Sie nur an das Joch des Zinseszinseffekts. Zudem sind wir Teil eines globalen Finanzsystems, das sich anschickt, in seine dekadente Endphase mit Hab und Un-Gut zu stürzen.
- Da fällt seit dem Sommer das schwarze Blut der Wirtschaft - das Öl - im Preis um Zweidrittel, während die Derivate Benzin und Diesel nicht prozentual mit abstiegen, sondern noch auf hohem Preisniveau verharren. Wir schweigen.
- Da sind zu Weihnachten Schaufenster des Kölner Kaufhauses mit Moscheen, Minaretten und weiblichen Stofftieren Burka-dekoriert. Und was erwartet die Domstadt zu Ostern? Wir schweigen.
- Da wird zum 31. Oktober ein christlicher Feiertag durch den Klamaukbrauch des Halloween aus dem amerikanisch-heidnischen robust übertölpelt. Wir schweigen.
- Da wird schamlos der Goldpreis von Manipulanten blitzschnell hin und her um 60 US-D getrieben, um den letzten sicheren Hafen zu verminen. Wir schweigen.
- Da rät allen Ernstes der Rüstungskonzern RAND Corporation dem Pentagon zu einem neuen Krieg gegen eine Großmacht. Begründung: Dieser würde die amerikanische Wirtschaft ankurbeln und eine Rezession verhindern. Wie krank und pervers können menschliche Gehirne sein; da bleibt einem die Spucke weg.
- Da darf der Deutsche Michel mit aufgeplusterten Spendierhosen Israel ruhig mal zwei U-Boote der Dophin-Klasse schenken. Unsere semitischen Freunde diktieren aber, an wen Deutschland weitere U-Boote verkaufen darf - jedenfalls nicht an Ägypten. Grotesk, da übernehmen die deutschen Bürger mit dicken Geschenken Verteidigungskosten von fast 1 Milliarde Euro für Israel. Aber es war schon immer etwas teurer, Deutschland nicht nur am Hindukusch zu verteidigen. Zu all dem schweigen wir.
Am zuckenden US-Zombie möchte ich nicht herum sezieren oder gar den siechen USA-Körper verdammen, aber unbequeme Fragen stellen, das dürfte erlaubt sein. Was hat Amerika aus der selbst gegönnten Starthilfe nach dem Krieg gemacht?
- Sie haben Tausende Deutsche Patente geographisch verschoben und Wissenschaftler über den großen Teich begleitet, das Gold der Deutschen nach NY „out-ressourced“; in Bretton Woods die Hegemonie des Dollar festgeschrieben und die Welt für sich arbeiten lassen.
- Sie haben den Globus mit Kriegen und grüner Dollar-Krätze bedacht, robust die Rohstoffe ausgebeutet und gierig verschlungen. Jahrzehntelang.
Ja, damals war das großartige Amerika Sieger.
Und heute? Die ausgelassene US-Party findet 2009 ihr jähes Ende. Das verarmte Land der Lügenbarone hat es fast verlernt nachzudenken, eigene Produkte zu ersinnen und zu fertigen - durch den Fleiß von Kopf und Hand. Nun, an Gütern und Dienstleistungen klebt ja der Arbeit Schweiß.
Die an Gigantomanie leidenden USA glauben, sie können die Staatsverschuldung weiter ungehemmt wachsen lassen und das Rad des Finanzsystems der gesamten Welt drehen. Die Führungsrolle des einstigen Wirtschaftsriesen ist aber verwirkt. Leider erkennt das die auslaufende Bush-Administration nicht.
Erinnern Sie sich: Ursprünglich war der US-Dollar mit der Arbeitsleistung der Amerikaner goldgedeckt. Nach Nixon war der Dollar teilgedeckt, also zum Teil durch die US-Wirtschaftskraft, um später scheingedeckt durch sich selbst zu verkommen. Im G20-Gipfel lamentierte man nur über die hinlänglich bekannten Symptome der Krise.
Fest steht: Bretton-Woods hat seine Stützkraft völlig verloren. Statt dessen herrscht weltweit das Chaos. Da hilft kein Herumdoktern am überkommenen internationalen Währungssystem. Es geht inzwischen um eine Kapitalvernichtung in 30-Billionen-Dollarhöhe. Bleibt der Dollar globale Referenz- und Reservewährung, wird sich die Unwucht im Kollapsjahr 2009 noch verstärken: in Bälde werden die USA ihren Staatsbankrott erklären müssen.
Eine neue Weltwährung könnte einen schrittweisen Abbau der US-Defizite und ein globales Leistungs- und Zahlungsgleichgewicht ermöglichen. Wahrscheinlicher ist aber, dass man zuerst den Dollar um 90% abwertet. Durch diesen „Kunstgriff“ verringert sich der Wert der Geldanlagen, Schatzbriefe, Währungsreserven, vor allem aber die Schulden.
Auch mit dem neuen Präsidenten Obama ändert sich keinesfalls die US-Außenpolitik. Sie wird nie freiwillig ihr Primat aufgeben. Zugeständnisse erwartet man vom Rest der Welt, der weiterhin den unersättlichen US-Riesen finanziell durchfüttern soll.
Und was bleibt von der Konkursmasse der USA übrig? Ein Schreckenspotpourri der US-Bürger, denn Privatinsolvenzen haben drastisch zugenommen. Im nächsten Jahr wird man das System der Kapitalrente verstaatlichen. Die Arbeitslosigkeit wird extrem ansteigen und der Dollar seine Abwertungskur gegenüber dem Euro und der gelben Metallwährung zügig aufnehmen.
Man fragt sich, was ist schief gelaufen in Amerika? Warum haben die Amerikaner nicht mehr aus ihrer Vormachtstellung gemacht? Vielleicht ist das ein menschliches Problem, denn hat man zuviel, glaubt man sich nicht mehr anstrengen zu müssen und man neigt zur Überheblichkeit.