Rohstoffe: Ein Jahr voller „schwarzer Schwäne“ geht zu Ende. Es war ein Jahr voller Gegensätze und (negativer) Überraschungen. Es liegen 15 cmNeuschnee in Las Vegas. Das ist wohl die Krönung für dieses Jahr vollerGegensätze und (negativer) Überraschungen, das sich nun dem Ende neigt.Der Strom negativer Nachrichten reißt aber noch nicht ab. Der gestrigePreisverfall an der Wallstreet, der auf die Verschlechterung derBonitätsaussichten für GE durch die Ratingagentur Standard & Poorszurückzuführen war, hat auch dem Rohstoffmarkt zugesetzt.
Dennoch kannman bei Rohstoffen bereits von einer Verlangsamung der Abwärtstendenzensprechen, wobei so paradox wie es klingen mag, die Kreditklemme aucheinige positive Aspekte für den Rohstoffmarkt hat. Denn auch für dieRohstoffproduzenten haben sich die Finanzierungsbedingungen zuletztmassiv verschlechtert (sieh Grafik) und nicht einmal dieBankenlieblinge wie z.B. Rio Tinto blieben zuletzt vorRating-Revisionen verschont.
Der erschwerte Zugang zu Kapital dürfte zueinem massiven Investitionsrückgang und einer fallenden Produktionführen. Des einen Leid, des anderen Freud – denn die schlechtenNachrichten für die Rohstoffunternehmen sind derzeit gut für dieRohstoffpreise selbst.
Energie: Nicht nur dieExporte Russlands, sondern auch die dortige Produktion von Öl und Gassind zuletzt gefallen. Die Produktion von Rohöl fiel laut demStatistischen Bundesamt Russlands um 0,8% im Jahres- und sogar 4% imMonatsvergleich. Die Produktion von Erdgas ist sogar um 7,4% imVergleich zum Vorjahr zurückgegangen, zum Vormonat war es ein Minus von2,8%.
Aus unserer Sicht waren dafür in erster Linie die veraltetenProjekte, schlechtes Bewirtschaften und zahlreiche fehlerhafteInvestitionsentscheidungen sowie die erschwertenFinanzierungsbedingungen für russische Unternehmen verantwortlich,weshalb die Situation wohl noch anhalten wird. Die Monatsölproduktionfiel auf 39,9 Mio. Tonnen bzw. 9,6 Mio. Barrel täglich zurück.
Damitbleibt Russland der größte Ölproduzent noch vor Saudi Arabien, das nacheigenen Angaben nur noch 8,2 Mio. Barrel täglich produziert. DieOPEC-Exporte dürften in diesem Monat laut Oil Movements um 180 Tsd.Barrel pro Tag zurückgehen. Somit haben die OPEC-Mitglieder dieEntscheidungen aus den Sitzungen im September und Oktober noch nichtkomplett umgesetzt und es wird wohl noch einige Monate andauern, bisdie jüngsten Kürzungen umgesetzt werden.
Wir gehen davon aus, dass einGroßteil der OPEC-Kürzungen umgesetzt wird und auch andereölexportierende Länder, wie z.B. Mexiko, Russland oder Aserbaidschan,einen Produktions- bzw. Exportrückgang verzeichnen werden. Das Angebotdürfte dabei schneller als die Nachfrage fallen, was zu einem rapidenAbbau der zuletzt gestiegenen Lagerbestände und einerPreisstabilisierung bereits im 1.Quartal 2009 führen sollte.
Industriemetalle: OZMinerals schliesst die Avebury Nickelmine in Australien. Zuvor hattedie Gesellschaft, die zweitgrößte Zinkproduzent weltweit ist, bereitsdie Zinkproduktion in der Golden Grove Mine reduziert. Außerdem kannman nicht ausschliessen, dass man im Abnahmeabkommen mit Jinhuan inVerzug gerät und force majeure ausrufen muss.
Vertragsverletzungenwaren zuletzt aufgrund einer wohl sehr starken Abkühlung der Nachfrageein häufiges Phänomen. Insbesondere die Frachtkontrakte wurden zuletzthäufig missachtet. Zuletzt hat John Angelicoussis den australischenEisenerzproduzenten Fortescue für 130 Mio. USD verklagt, weil dieGesellschaft den Super-Bulker Anangel Splendour mit einerBruttotragfähigkeit von 161 Tsd. Tonnen für über 5 Jahre festangemietet hat und dem wohl nicht dem Folge leistet.
Der größteStahlproduzent ArcelorMittal wurde zuletzt von Western Bulk Carriers,SwissMarine, Louis Dreyfus und Zodiac Maritime verklagt. Während mansich mit den ersten drei Firmen wohl schon aussergerichtlich einigenkonnte, steht der 101 Mio. USD-schwere Fall von Zodiac noch aus.Insgesamt ist die Situation bei den Frachtern dramatisch, wobei vieleReeder vor dem Aus stehen.
Der unerwartet starke Nachrageeinbruch, diemassiven Überkapazitäten und das Misstrauen zwischen den Banken, wobeider Akkreditive-Markt nicht mehr richtig funktioniert führt dazu, dassder Frachtverkehr nahezu zum Erliegen kommt. Die Frachtraten für dieSuper-Bulker sind von der Spitze über 230.000 USD/Tag auf nun knapp2.000 USD/Tag gefallen, was nicht einmal betriebskostendeckend ist.
Wirglauben, dass die meisten negativen Überraschungen bereits ausreichendin den Industriemetallpreisen eskomptiert sind und rechnen daher miteiner Bodenbildung. Derzeit dürfte ein Großteil derProduktionskapazitäten für Aluminium, Nickel und Zink bereitsunprofitabel sein, was für eine baldige Stabilisierung bei diesenMetallen spricht.
Kupfer als konjunktursensibles Metall, dessenFörderung noch profitabel ist, dürfte im Sog der Rezessionsängste unterDruck bleiben. Die LME-Lagerbestände für Zinn sind zwar allein dieseWoche um fast 60% auf 7,5 Tsd. Tonnen gestiegen. Wir glauben aber, dasssich die Zinnpreise oberhalb der 10.000 USD Marke behaupten undmittelfristig erhöhen werden.