Die FED hat sich in dervergangenen Woche zu dem größten Zinsschritt in derNachkriegszeit genötigt gefühlt, was per se schon einAusdruck von Panik und Hilflosigkeit ist. Auch die fragwürdigeRefinanzierung der FED über Anleihen wirft Fragen auf. Ebensowie die EZB wurden die Zinsen in einem Schritt um 0,75 Basispunkteauf 0-0,25% gesenkt, womit die USA jetzt endgültig aufjapanischem Niveau gelandet sind, die übrigens den Zins von 0,2auf 0,1 % gesenkt haben.
Wie wenig wirkungslos die Geldpolitik in sodominant rezessiven Phasen ist, lässt sich auch an derEntwicklung der japanischen Konjunktur in den letzten 10-15 Jahrenablesen. Einige Experten erwarten jetzt schon japanische Verhältnisseauch für die USA, also eine Rezession die nicht wie sonst üblichinnerhalb von 2 Jahren zu bewältigen ist.
Während dieNotenbanken aus Japan und der USA der Nullzinspolitikentgegenstreben und damit vollkommen handlungsunfähig werden,nehmen die Nullen bei der Verschuldung der Länder und Kommunenimmer mehr zu. Jetzt entschließt sich Angela Merkel doch zueinem erweiterten Konjunkturprogramm, nachdem die USA, Großbritannienund Frankreich schon vorgeprescht sind.
Die Neuverschuldung kann imnächsten Jahr in Deutschland je nach Wirtschaftslage auf 30 bis50 Md Euro ansteigen und in den USA sogar auf 1 Billion USD. Damitwird die nächste Generation erheblich belastet. Um die Tragweiteder jetzigen Panik-Entscheidungen von Politkern zu erahnen, lohntauch ein Blick auf die fällig werdenden, auslaufenden Anleihenund das neue Anleihenvolumen, das gekauft werden muss, damit derStaat nicht Pleite geht.
Deutschland muss jetzt über 323 Mrd.Euro an Anleihenvolumen auf dem Markt bringen, die USAschätzungsweise über 1 Billion USD. Davon soll inDeutschland alleine 60 Mrd. Euro zur Bewältigung der Finanzkriseaufgewendet werden. Es werden also viel mehr „Schildkröten“(=lang laufende Staatsanleihen mit niedriger Verzinsung) im nächstenJahr rumlaufen als uns lieb ist. Wird es etwa nach der „Heuschrecken-jetzt eine Schildkrötenplage“ geben?
Man kann nur hoffen, dassalle „Schildkröten“ auch gekauft werden, auch in den USA,sonst müssen die Zinsen auch bei fallenden Inflationsratenwieder ansteigen. Immerhin wird es in 2009 auch wiederinflationsindexierte Anleihen im Volumen von 6-10 Mrd. € geben. Das neue Zauberwort gegen die Krise heißt„Infrastrukturinvestitionen“; deswegen empfehle ich weiterhinBauwerte, die davon profitieren werden wie Hochtief,Bilfinger&Berger, aber auch Strabag SE, auf die Watch-list zunehmen
Im Moment gibt esaufgrund der Angst vor der Zukunft eine Flucht in Staatsanleihen, wasauch zu einer Blase bei den Kursen der kurzfristig laufendenStaatspapieren (T-Bonds, Bund-Future) geführt hat. Diese wirdsich früher oder später wieder auflösen; dann wird dieRefinanzierung für den Staat wesentlich teurer.
So oder so wirddie Zinslast des Staates jedes Jahr mit der Neuverschuldung höher.Wenn jetzt die Zinsen stark steigen sollte, hat der Staat ein echtesHaushaltsproblem – so wie jetzt schon Kalifornien, das praktischPleite ist.
Wenn dieMega-Konjunkturprogramme wirklich der letzte Ausweg aus der Krisesein sollten, dann kann man das Modell der Marktwirtschaft ad actalegen und die Experten sollten sich etwas Neues überlegen. Fastalle Experten, auch der neue Nobelpreisträger Krugmann und derUS-Ökonom Roubini, sehen in staatlichen Konjunkturprogrammen imRekordvolumen den letzten Ausweg aus der Krise, um ein „1929“ zuverhindern.
Wissen sie aber auch, was wir damit derNachfolgegeneration antun oder auch uns selbst, wenn dadurch eineWährungsreform schneller realer Diskussionsstoff wird als unsallen lieb ist. Eine Währungsreform in den nächsten Jahrenwäre für mich kein „Black Swan“, also nach dem(unbedingt lesenwerten) Buch von Nassim Nicholas Talib eineunvorhersehbare Überraschung, mit der man nicht rechnet, dieaber ein Volkswirtschaft dominiert und starke Auswirkungen hat. Fürdie meisten Anleger und wohl auch für die meisten Politiker undderen Berater wäre aber eine Währungsreform ein „BlackSwan“.
Ein Black Swan wäre es sicherlich, wenn es einenTerroranschlag wie am 11. September in den USA geben würde oderauf Obama einem Attentat verübt wird, denn darauf wäredie Welt nicht vorbereitet. Obama soll der Retter der USA und damitder Welt werden, was ohnehin eine Herkulesaufgabe sein wird.
Über die möglichen„Black Swans“ in 2009 kann sich jeder über WeihnachtenGedanken machen. Wer noch kein Weihmachtsgeschenk hat, sollte daslesenswerte Buch „Black Swans“ von Nassim Nicholas Talib kaufen,damit es (auch für Sie und Ihrem Lebensgefährten) in 2009keine bösen Überraschungen gibt.
Wer auf dasunvorhersehbare Risiko gut vorbereitet ist, wird die Krise gutüberstehen oder sogar die Krise als Chance betrachten können.Wer sich zu arglos verhält, wird aus der Krise notgedrungen nochmehr lernen als ihm lieb ist. Schauen Sie sich am besten schon jetztselbst in den Spiegel und fragen sich, warum Sie in diesem Jahr nichtschon früher - wie von mir empfohlen - in Liquiditätgegangen sind.
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