Aktienmärkte: Die letzten 5-10% vor der Korrektur? - USA: schon wieder am Schuldenlimit. - Raus aus Anleihen - rein in Aktien. Wie lange noch?
Von Sascha Opel
Am Mittwoch wurden die US-Leitzinsen wie erwartet zum dritten Mal erhöht. Die FED-Funds-Tae steigt um 0,25% auf die neue Bandbreite von 0,75 bis 1%. Zwei weitere Erhöhungen könnten folgen.
Gleichzeitig wurde (wieder einmal) die US-Schuldenobergrenze erreicht, was unter Obama oftmals zu einem „shut down“, also der vorübergehenden Zahlungseinstellungen durch das US-Schatzamt, führte, da der von Republikanern dominierte Kongress dem Demokraten- Präsidenten möglichst etwas Schaden zufügen wollte.
Dies führte auch an den Börsen manchmal zu Verwerfungen, da die Liquidität im Markt sank. Dies dürfte bei einem Republikaner- Präsidenten, der zudem die Mehrheit im Kongress auf seiner Seite hat, eher nicht zu erwarten sein.
Interessant in diesem Zusammenhang: anders als befürchtet machten Gold und Silber trotz Zinserhöhung einen Sprung nach oben. Sogar der Euro verbuchte Gewinne. Wie aber gehts weiter an den Börsen?
Schaut man in die Vergangenheit, dann führten Zinserhöhungszyklen in aller Regelmäßigkeit zu Korrekturen am Aktienmarkt. Daher möchten wir nach gut 8 Jahren Hausse den Blick auf mögliche Gefahren für ein Ende dieser langen Aufwärtsbewegung beim S&P500 lenken.
Generell gilt (noch) der übergeordnete Trend: In Zeiten ausufernder Staatsverschuldungen sind Aktien „sicherer“ als (ausfallgefährdete) Staatsanleihen, welche wohl niemals bei Nullrenditen rentiert hätten, wenn nicht die Zentralbanken als Käufer in die Presche gesprungen wären.
Dividenden wurden so in den letzten Jahren zu neuen Zinsen, Aktien zu neuen Anleihen. Künstlich niedrige Zinsen, ein lange niedriger Ölpreis und ein für Deutschland viel zu schwacher Euro wirkten für den DAX hierzulande lange als „Dreifachturbo“.
Auch andere Anlageklassen, insbesondere Deutsche Immobilien in den „Big Seven“ (B, HH, M, S, D, K, F) und vermehrt auch in den „B und C-Städten“ wurden und werden aufgrund fehlender Zinserträge und aufgrund des schwachen Euro (Deutsche Immobilien wurden in USD immer günstiger) nach oben gehypt.
Diese Umschichtungen (raus in Anleihen, rein in Aktien und ausgewählte Immobilien- märkte) - insbesondere der großen Kapitalsammelstellen, Investoren und „Reichen“ - ist global auch weiterhin (noch) zu beobachten.
Krassestes Beispiel: Die massiven Käufe der Schweizer Nationalbank (SNB), die mit frisch gedruckten Franken inzwischen im Gegenwert von über 62 Mrd. USD US-Aktien hält. Und zwar Anteile an mehr als 2.300 Unternehmen, dabei unter anderem bei Schwergewichten wie Apple (hier hält die SNB Aktien im Wert von 1,5 Mrd. USD, Facebook oder Johnson&Johnson schon zu den Großaktionären zählt.
Die alles entscheidende Frage: Wie lange hält diese Phase - raus in Anleihen-rein in Aktien - noch an? Wo ist die Schmerzgrenze
erreicht, wo Investoren wieder vom Aktien- in den Bondmarkt switchen, oder eben in andere Anlageklassen?
Geht man davon aus, dass die Bondblase gerade angestochen wurde und die Luft langsam entweicht, dann könnte die Party an den Aktienmärkten
angesichts einer rund laufenden Konjunktur, durchaus noch ein wenig laufen.
Allerdings deutet einiges darauf hin, dass wir uns nun vermutlich in die letzten 5-10% der großen Indizes hineinbewegen. Sprich: Beim S&P500
(akt. 2.385) wären dies 2.500 - 2.625 Punkte, im DAX (ca. 12.100) 12.700 - 13.300 Zähler.