Lieber Investor,
wir dürfen mit zweierlei rechnen: Wenn sich das neue System sowohl für Russland als auch für China als vorteilhaft herausstellt, wird man es auch auf amerikanischen Druck nicht aufgeben wollen. Im Gegenteil: Man wird sogar weitere Teile des bilateralen Handels auf die neue Bezahlungsform umstellen. Zunächst werden andere Rohstoffe folgen und am Ende wird der gesamte Warenaustausch in Gold abgewickelt.
Deutet der Abverkauf der US-Staatsanleihen in die gleiche Richtung?
Der zweite Punkt ist, dass die USA diesem Treiben nur tatenlos zusehen können. Es gibt nicht viel, dass sie tun können, um diese Form des Handels zu unterbinden. Das Öl wird über eine Pipeline geliefert, sodass eine Sperrung des Seewegs keine Option ist. China und Russland sind zudem beide Atommächte und damit anders als kleinere Staaten auch militärisch von den USA nicht unter Druck zu setzen.
Der Druck der USA wird sich eher auf die derzeit noch unbeteiligte Länder richten. Sie sollen sich dem neuen System auf keinen Fall anschließen. Ob dies gelingen wird, bleibt abzuwarten. Interessant ist in diesem Zusammenhang folgendes: China hat seine Ölimporte aus Saudi-Arabien im ersten Halbjahr 2016 um 0,4 Prozent reduziert, den Ölhandel mit Russland jedoch um 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert.
Es umgeht mit diesem Schritt die Notwendigkeit, weitere US-Dollar anhäufen zu müssen. Wenn man nun noch berücksichtigt, dass derzeit sowohl die chinesischen als auch die saudi-arabischen in US-Dollar gehaltenen Währungsreserven wie Eis in der heißen Sonne dahinschmelzen, dann wird deutlich, dass wir hier möglicherweise an einer einschneidenden Zäsur stehen.
Die Vorherrschaft des US-Dollars als Weltleitwährung und Weltreservewährung ist akut gefährdet. Es gibt nicht nur Schritte, den Dollar zu ersetzen, sondern sie werden auch systematisch intensiviert. All das deutet darauf hin, dass sich zumindest ein Teil der Welt auf die Zeit nach dem Ende unseres Fiat-Money-Systems ernsthaft vorbereitet.