Lieber Leser,
der Wiesbadener Kohlenstoffspezialist SGL Carbon steckt weiterhin in der Krise. Das Kerngeschäft mit Graphitelektroden leidet unter einem massiven Preisdruck, der durch die Probleme in der Stahlbranche losgetreten wurde. Infolgedessen mussten massive Wertberichtigungen vorgenommen werden, so dass aus dem einstigen Umsatztreiber ein ungeliebtes Verlustgeschäft geworden ist. Das spiegelt sich auch in den Bilanzkennzahlen wider.
Im Jahr 2015 landete das SDAX-Unternehmen mit einem Nettofehlbetrag von 295 Mio. Euro (Konzernergebnis) tief in den roten Zahlen. Und auch in 2016 sieht es kaum besser aus. Nach neun Monaten summierten sich die Verluste auf 124,1 Mio. Euro. Im Jahr davor stand nach drei Quartalen ein Minus von 105,6 Mio. Euro zu Buche. Bei den Umsätzen ging es per Ende September um 6 Prozent auf 562,1 Mio. Euro zurück. Zu schaffen machten dem Unternehmen auch die niedrigen Ölpreise, die zu einem Nachfragerückgang innerhalb der energienahen Branchen geführt haben.
Wie sehen die Perspektiven aus?
Am 21. März wird SGL Carbon seine Zahlen zum vierten Quartal bzw. Gesamtjahr 2016 präsentieren. Da hier kaum mit einer Trendwende zu rechnen ist, wird es vor allem auf den Ausblick ankommen, den das Unternehmen präsentieren kann. Gibt es Neuigkeiten zur Veräußerung der defizitären Graphitelektroden-Sparte?
Im Oktober hatte SGL Carbon mit dem japanischen Chemiekonzern Showa Denko einen Verkauf für insgesamt 350 Mio. Euro vereinbart. Der Deal sollte im Laufe des ersten Halbjahres 2017 über die Bühne gebracht werden. Es wäre der Abschluss einer umfassenden Restrukturierung, im Zuge derer mehrere wenig lukrative Geschäftsbereiche abgestoßen wurden. Darüber hinaus hatte sich der Konzern Ende letzten Jahres bei einer Kapitalerhöhung frisches Geld im Umfang von 180 Mio. Euro besorgt.
Freier Fall gestoppt?
Die Aktie befindet sich seit November 2011 in einer deutlichen Abwärtsdynamik. In dieser Zeit stürzte das Papier von Notierungen bei 47 Euro auf einen Wert von nur noch 8 Euro ab. Immerhin kann diese Marke seit Dezember verteidigt werden. Ein positiver Ausblick und der Abschluss der Umstrukturierung könnten der Aktie möglicherweise wieder neues Leben einhauchen.