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US-Pleite: aufgeschoben, nicht aufgehoben

Märkte und Medien feiern die Einigung im US-Schuldenstreit. Die „Einigung“ wird als „Lösung“ verkauft. Doch gelöst ist das Schuldenproblem keineswegs. Im Gegenteil. Der Tag der finalen Abrechnung rückt näher.

 

Von Michael Mross

14,3 Billionen und demnächst offiziell noch ein bisschen mehr. Das ist die Schuldensumme der USA. Tatsächlich aber sind es 60 Billionen, wenn man zukünftige Verpflichtungen noch hineinrechnet. Doch letztlich ist es egal 14 0der 60? Wer zählt die Zahlen noch? Wer zählt die Nullen noch?

Nachdem die Welt wochenlang durch Massenmedien von einer bevorstehenden Pleite der größten Wirtschaftsmacht der Welt unterrichtet wurde und nun wirklich der letzte Reisbauer in China mitbekommen hat, dass irgendwas nicht stimmt mit der Schuldensituation in den USA, wird nun umgeschaltet zu „business as usual“. Doch ist die Lösung des Schuldenstreits auch eine Lösung des Schuldenproblems? Sicher nicht.

Immer mehr Menschen sind verunsichert. Abzulesen an manchen Bankautomaten, die in den letzten Tagen manchmal leer waren. Als ich am Wochenende 500 Euro abholen wollte, kamen nur noch 20iger und 10er raus. Ein schlechtes Zeichen. Freunde berichteten von ähnlichen Erfahrungen.

Die Rückzahlungsillusion, auf der unser Geldsystem beruht, dürfte einen mächtigen Impuls in Richtung Realität erfahren haben. Und diese Realität lautet: Die Schulden werden nicht mehr zurückgezahlt. Sie können nicht zurückgezahlt werden. Und wer dennoch an eine Rückzahlung glaubt, der glaubt noch an den Weihnachtsmann.

Wenn dein Nachbar pleite ist, wer er zu viele Schulden hat, ist er dann weniger pleite, wenn du ihm noch  mal1000 Euro leihst? Steigt damit etwa die Rückzahlungswahrscheinlichkeit der Gesamtsumme?

Wenn Amerika pleite ist, weil es 60 Billionen Schulden hat, steigt dann etwa die Rückzahlungswahrscheinlichkeit, wenn die Schuldensumme um 2,4 Billionen erhöht wird? Sicher nicht.

Unser Geldsystem erzeugt ein Dilemma, über das nur wenige informiert sind: In dem System müssen Schulden ständig steigen, weil nur mit höheren Schulden die Zinsen bezahlt werden können. Durch Zinseszinseffekte kommt es zu einer exponentiellen Steigerung der Schulden in der Endphase eines solchen Systems.

Man kann mit Fug und Recht sagen, dass wir in einer diffusen Endphase dieses Geldsystems angekommen sind. Nur mit Müh und Not gelingt es noch, zusätzliche Billionen für Pleitestaaten locker zu machen. Das gilt praktische für alle westlichen Industrienationen. Und selbst in China gibt es mittlerweile eine Kreditblase ungeheuren Ausmaßes.

Die USA können das Spielchen noch eine Weile weiter treiben, weil sie praktisch eine Weltwährung haben. Doch wie lange noch wird die Welt ihre Waren gegen die immer schneller aus der Druckerpresse in Washington stammenden, grünen Scheinchen abliefern? Wohl nicht mehr lange.

Mein Szenario für die kommenden Monate sieht deshalb so aus: Schon in kürze werden die Schulden nicht mehr in dem Maße erhöht werden können, wie es zur Bedienung der globalen Schulden möglich ist. Bei einer geschätzten globalen Schuldenmenge von rund 100 Billionen Dollar sind dieses Jahr beispielsweise 5 Billionen neue Schulden nötig, um die Zinslast zu bedienen. Wenn das nicht mehr gelingt, gibt es einen deflatorischen Schock, den wir möglicherweise schon 2012 erleben. Anschließend werden Notenbanken die Druckerpressen anwerfen bis das Geldsystem in einer riesigen Hyperinflations-Supernova verglüht. Im Prinzip haben die Zentralbanken damit schon begonnen – heimlich oder offen: siehe EZB und Fed.

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