Deutsche Bank Chef Ackerman: Offenes Geheimnis, dass viele Banken eine Abwertung von Staatsschulden nicht überleben werden. - Verwirrung bei einer Tagung in Frankfurt um die Aussagen von Ackermann. "All dies erinnert an den Herbst 2008". - Interbankenverkehr kommt praktisch zum Erliegen. - Börsen crashen erneut.
von Michael Mross
Es gibt Situationen, in denen die Würdenträger des Finanzestablishments besser ihren Mund halten sollten. Denn alles was sie sagen, verschlimmert die Krise nur. IWF-chefin Lagarde gab schon vergangene Woche den Startschuss, den Bankensektor abzuschießen, indem sie bemerkte, dass die Geldhäuser dramatisch unterkapitalisiert seien.
Heute nun legt Deutsche Bank Chef Ackermann nach, indem er zusätzlich Öl ins Feuer der fallenden Aktienkurse und speziel der Bankenkurse gießt: Bei CNBC wird er mit den Worten zitiert, dass "Banken untergehen könnten, wenn sich die Schuldenkrise weiter zuspitzt". Headline bei CNBC am Nachmittag: "Ackerman: Banks could go under". Darauf hin gingen die ohnehin schon schwachen Börsen in den Sturzflug über.
Ackermann hat demnach gesagt, dass die Krise schwache Banken bankrott gehen lassen könnte. Wenn es wirklich zu einem Haircut bei den Staatsanleihen käme, würde viele Banken unter gehen. Es sei ein "offenes Geheimnis" dass es viele Banken nicht überleben würden, wenn sie Staatsanleihen entsprechend ihrer Marktwerte bewerten würden.
Ackermann sprach auf einer Tagung des "Handelsblatts" in Frankfurt am Main. "All dies erinnert an den Herbst 2008", sagte der Deutsche-Bank-Chef".
Ackermann relativierte seine Aussagen später wieder - aber das half auch nichts mehr: Der europäische Bankensektor sei heute "deutlich besser kapitalisiert und weniger von kurzfristiger Liquidität abhängig". Außerdem hätten die Banken weniger Giftpapiere in ihren Bilanzen, und das Risikomanagement habe sich verbessert. Die Aussichten für Europas Banken beurteilte Ackermann dennoch als nicht gerade rosig. "Seit Jahresbeginn haben manche europäische Banken sogar ein Drittel und mehr ihrer Marktkapitalisierung eingebüßt."
Dass wir Mitten in einer dramatisch Bankenkrise stehen wie zuletzt bei der Lehmann-Pleite zeigen auch neue Zahlen zu den Einlagen der Geschäftsbanken, welche die Europäische Zentralbank ( EZB) am Montag veröffentlichte. Demnach parkten die Banken am Freitag insgesamt 151 Milliarden Euro für 24 Stunden bei der Zentralbank der Euro-Zone. Erst am 8. August hatten die Einlagen mit 145,2 Milliarden Euro einen Rekordwert erreicht, waren seitdem aber wieder leicht zurückgegangen. Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: sie beweisen, dass sich die Banken untereinander nicht mehr trauen und der Interbankenhandel praktisch wieder zu Erliegen gekommen ist. Diese Situation ist brandgefährlich für das Finanzsystem.
Auch nach der Pleite von Lehman Brothers war der Interbankenverkehr nahezu zum Erliegen gekommen. Damals lagen zeitweise 200 Milliarden Euro im EZB-Depot.
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