IWF: Banken (fast) pleite. Europäische Institute brauchen 300 Milliarden. Moody's stuft US-Großbanken herunter. Ratingcrash bei Bank of America. S&P tritt in Italien nach: 7 Banken heruntergestuft, 15 Banken negativ. Frankreich: Die Ruhe vor dem Exitus? - Deutsche Bank fühlt sich stark. Commerzbank mit Fragezeichen. - US 30jährige unter 3%.
Moody's hat die Kreditwürdigkeit vieler Banken weltweit drastisch herabgestuft. In den USA kamen die Großbanken Bank of America, Wells Fargo und Citigroup unter den Rating-Hammer. Moody's erklärte zur Begründung, die Wahrscheinlichkeit, dass der Staat die Institute im Falle von Schwierigkeiten bei einer neuen Finanzkrise unterstütze, sei zurückgegangen. Die Ratingagentur bewertet die langfristige Kreditwürdigkeit der BoA nur noch mit "Baa1" statt "A2". Bank of America ging darauf an der Börse in den Sturzflug über. Dramatisch heruntergestuft wurden auch Wells Fargo und Citigroup.
Italien unterm Rating-Hammer
Nachdem die Ratingagentur S&P am Vortag schon Italien ein Downgrade verpasst hatte, trat das Institut in Sachen Banken noch einmal kräfitg nach und stufte die Bonität von gleich 7 italienischen Banken herunter. Der Ausblick von 15 italienischen Banken wurde auf "negativ" gedreht. Als Grund wurden gestiegene Geschäftsrisiken wegen der Schuldenkrise angegeben.
"Die negative Prognose für die langfristigen Ratings der 15 Banken spiegelt die Möglichkeit wider, dass wir ihre Bewertungen bei sonst gleich bleibenden Bedingungen herabsetzen könnten, sollten wir das Rating Italiens weiter herabstufen", hieß es in einer Stellungnahme von Standard & Poor's.Unter den von "A+" auf "A" herabgestuften Geldhäusern befinden sich Mediobanca und Intesa Sanpaolo . Bei der Unicredit und einigen Tochterfirmen steht der Ausblick jetzt auf "negativ" - das heißt, die Ratingagentur erwägt eine Abstufung in der Zukunft.
IWF: Europas Banken brauchen 300 Milliarden Euro
Die Schuldenkrise hat die Risiken in den Büchern europäischer Banken nach einem IWF-Bericht um schätzungsweise 300 Milliarden Euro erhöht. Daher sei eine Rekapitalisierung dringend erforderlich, um potenzielle Verluste ausgleichen zu können, heißt es im Globalen Finanzstabilitätsbericht, den der Internationale Währungsfonds am Mittwoch veröffentlichte. Die Risiken für die Finanzstabilität hätten sich "substanziell" erhöht, schreiben die Experten des Fonds. Dies gelte nicht nur für Europa, der Schaden könne auch auf Institute in Schwellenländern übergreifen.
Frankreich: "Halten dem Druck stand"
BNPChef Michel Pebereau betonte erneut, dass die heimische Bankenbranche keinerlei staatliche Hilfe brauche. "Wir haben im Moment keinen Bedarf für eine Rekapitalisierung", sagte er dem Radiosender RTL. Die Institute hielten bislang dem Druck ganz gut stand.
Das Misstrauen bleibt: Neben der Bank of China gibt es Finanzkreisen zufolge noch ein weiteres Institut der Volksrepublik, das den Handel mit einigen europäischen Geldhäusern gedrosselt hat. "Chinesische Banken sind zwar sicher kein großer Liquiditätsgeber für europäische Banken, aber diese Entscheidung zeigt, dass es Risiken gibt", sagte Adrian Foster, Marktanalyst der Rabobank in Asien, zu Reuters Insider TV. Ein Stratege einer japanischen Bank betonte, das Vertrauen in einige europäische Banken sei derzeit am Geldmarkt eher gering.
PIMCO: Bankrun in Frankreich
Der Vorstandsvorsitzende der Pacific Investment Management Co (Pimco), Mohamed El-Erian, hat in einem am Donnerstag veröffentlichten Gastbeitrag für die "Financial Times" (FT) vor einem Bankrun in Frankreich gewarnt. Nach Einschätzung des Pimco-Chefs gibt es gegenwärtig Anzeichen für einen "Run" institutioneller Anleger auf die französischen Banken; so hätten unter anderem private Institute und auch einige öffentliche ihre kurzfristigen Ausleihungen an französische Banken stark zurückgefahren.
Sollte dieser Ansturm anhalten, wären die Banken gezwungen, ihre Bilanzen in einer drastischen und ungeordneten Weise zu bereinigen sowie die Fremdverschuldung abzubauen. So könnte es zu einer allgemeinen Verkaufswelle kommen. Das Resultat wäre El-Erian zufolge eine umfassende Bankenkrise, die die Staatsschuldenprobleme verstärken und eine Rezession zur Folge haben dürfte.
Commerz mit Fragezeichen
Die Commerzbank setzt wegen der Staatsschuldenkrise ein immer größeres Fragezeichen hinter ihre Gewinnziele. Vorstandschef Martin Blessing stellt das Erreichen der Gewinn-Marken mehr denn je unter Vorbehalt: "Das hängt davon ab, ob wir eine relativ schnelle Beruhigung der Märkte sehen". Das operative Umfeld sei für die Branche zuletzt nicht besser geworden. "Der August war mit Sicherheit für viele Banken kein toller Monat."
Deutsche fühlt sich stark
Die Deutsche Bank sieht keinen Bedarf einer weiteren Kapitalerhöhung. "Wir fühlen uns mit unserer Kapitalausstattung wohl", sagte Finanzchef Stefan Krause am Mittwoch auf einer Konferenz in Frankfurt. Er gehe davon aus, dass das größte deutsche Geldhaus das Ziel einer harten Kernkapitalquote von mehr als acht Prozent Anfang 2013 erreichen werde.
Der Finanzchef geht nicht davon aus, dass eine Kapitalerhöhung ein Befreiungsschlag für den zuletzt stark gebeutelten Aktienkurs wäre. Der Kurs werde nicht von Spekulationen auf eine solche Maßnahme gedrückt, sondern sei wegen allgemeiner Sorgen um Griechenland und die Euro-Zone unter Druck, sagte er. Aktien der Deutschen Bank verloren in den letzten drei Monaten 40% - und lagen damit im MIttelfeld der Verluste, welche Bankaktien international in letzter Zeit verloren haben.
Lage angespannt
Wie angespannt die Lage für die ganze Bankenbranche ist, zeigt auch die Nachfrage nach Zentralbankgeld. Banken liehen sich von der EZB am Dienstag in einem Siebentages-Refinanzierungsgeschäft 201 Milliarden Euro, der größte Betrag seit Februar.
Witzig
30-jährige US-Staatsanleihen - die sicherste Form der Kapitalvernichtung - fielen am Mittwoch Abend unter 3%. Der US-Langläufer notierte zum Handelschluss nur noch bei 2,99%. Die Zinsen für langlaufenden US-Anleihen-Ramsch reduzierten sich nach der Ankündigung des Fed, hier aktiv auf der Käuferseite einzugreifen.