Ken Rogoff warnt vor einem Run auf südeuropäische Banken. Die Gefahr, dass die Sparer dort ihre Konten leerten und das Geld in sichere Länder wie Deutschland überwiesen, sei aktuell das größte Risiko für die Euro-Zone. - "Die Euro-Zone muss eine Evolution, die eigentlich eine Generation gedauert hätte, im Zeitraffer durchlaufen".
Eine Umschuldung einzelner Euro-Staaten dürfe kein Tabu sein, sagte der Autor des Wirtschafts-Bestsellers "Dieses Mal ist alles anders". Die Regierungschefs der Euro-Zone müssten aufhören, unhaltbare Positionen einzunehmen und eine glaubwürdige rote Linie ziehen. Statt Klartext zu reden, hätten sie die Europäische Zentralbank für die Rettung der Krisenländer eingespannt und damit ihre Glaubwürdigkeit schwer beschädigt.
Rogoff warnte die Europäer, nicht zu sehr auf die Ratschläge der US-Regierung zu hören. Deren Interesse sei weniger eine langfristige Lösung der Euro-Krise. Sie wolle vor allem sicherstellen, dass die Währungsunion nicht vor der Präsidentenwahl Ende 2012 platze. Der Ökonom bekräftigte seine Forderung, die Zentralbanken müssten Inflationsraten von vier bis sechs Prozent zulassen, um die Bekämpfung der Schuldenkrise zu erleichtern. "Im Vergleich zu einer neuen Finanzkrise, die womöglich einen Großteil der Ersparnisse ausradiert, wäre doch ein Verlust von fünf bis zehn Prozent durch höhere Inflationsraten ein gutes Geschäft", sagte er Kenneth Rogoff erhält am Donnerstag in Frankfurt aus der Hand Josef Ackermanns den mit 50.000 Euro dotierten "Deutsche Bank Prize in Financial Economics".