Ökonom Otte sieht Unabhängigkeit der EZB durch Trichet zerstört. "Die Niedrigzinspolitik nutzt Investmentbanken, Hedgefonds und Schattenbanken, und sie schadet Versicherungen und Privatanlegern", sagte er und fügte mit Blick auf den designierten Nachfolger Trichets hinzu: "Von Mario Draghi, ex Goldman Sachs, ist zu erwarten, dass diese Politik fortgesetzt wird."
Der Krisenökonom und Autor der Streitschrift "Stoppt das Euro-Desaster", Max Otte, hat anlässlich der letzten von Jean-Claude Trichet geleiteten EZB-Ratssitzung scharfe Kritik am Euro-Krisenmanagement des Präsidenten der Europäischen Zentralbank geäußert. "Trichet hat die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank de facto zerstört und den soliden Wirtschaften in Europa enorme Risiken aufgebürdet", sagte Otte gegenüber der Onlineausgabe des "Handelsblatts".
Deswegen seien der frühere Bundesbankchef Axel Weber und EZB-Chefökonom Jürgen Stark zurückgetreten. "Es ist zweifelhaft, ob die EZB wieder auf den Pfad der geldpolitischen Tugend zurückkehren kann." Nach Einschätzung von Otte, der als Professor an der Fachhochschule Worms allgemeine und internationale Betriebswirtschaftslehre lehrt, hat sich die Politik der EZB immer mehr an den Belangen der spekulativen Finanzmarktakteure ausgerichtet.
"Die Niedrigzinspolitik nutzt Investmentbanken, Hedgefonds und Schattenbanken, und sie schadet Versicherungen und Privatanlegern", sagte er und fügte mit Blick auf den designierten Nachfolger Trichets hinzu: "Von Mario Draghi, ex Goldman Sachs, ist zu erwarten, dass diese Politik fortgesetzt wird." Mitten in der größten Krise der Währungsunion wird der Franzose Trichet zum 31. Oktober das EZB-Präsidentenamt an den Italiener Draghi übergeben. Am Donnerstag legt der EZB-Rat zum letzten Mal unter Trichets Leitung den Leitzins fest.