Jean-Claude Trichet: Krise stellt Wirtschafts- und Finanzstrategie aller entwickelten Volkswirtschaften infrage. Zum wiederholten Mal bezeichnete er die aktuelle Lage als „die schlimmste globale Krise seit dem Zweiten Weltkrieg“.
Der scheidende Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, hält die Finanzstabilität des Euro-Raums angesichts der Schuldenkrise für gefährdet. „Der Euro als Währung ist offensichtlich nicht in Gefahr“, sagte Trichet der Tageszeitung „Die Welt“. „Es ist die Finanzstabilität des Euro-Raums insgesamt, die gefährdet ist und so unsere geldpolitische Transmission beeinträchtigt.“
Trichet bezeichnete Europa als das „Epizentrum der Staatsschuldenkrise“, auch wenn Länder wie Japan und die USA ähnliche Probleme hätten. „Der Grund dafür ist die gegenseitige Abhängigkeit der 17 Euro-Staaten.“ Schon vor dem Ausbruch der Finanzkrise habe die EZB gewarnt, dass es zu großen Korrekturen auf den Finanzmärkten kommen werde. „Dass die Krise aber die gesamte Wirtschafts- und Finanzstrategie aller entwickelten Volkswirtschaften infrage stellen würde, war sicher so nicht zu erwarten“, sagte Trichet weiter. Zum wiederholten Mal bezeichnete er die aktuelle Lage als „die schlimmste globale Krise seit dem Zweiten Weltkrieg“.
Gleichzeitig lehnte er Vorschläge der Politik ab, das Volumen des europäischen Rettungsfonds EFSF über eine Banklizenz bei der EZB deutlich auszuweiten: „Der EZB-Rat hält dies nicht für angemessen“, so Trichet. „Die Regierungen selber haben Möglichkeiten, die EFSF zu hebeln.“
Außerdem warnt Trichet vor den Folgen einer Umschuldung Griechenlands: Schon im Frühjahr habe der EZB-Rat erklärt, dass die Notenbank ohne Bonitätssteigerung keine Papiere eines zahlungsunfähigen Staates als Sicherheit für die Refinanzierung von Banken akzeptieren werden, „auch nicht für einen kurzen Zeitraum.“ Ebenso habe er damals klar gemacht, dass ein Kreditereignis zu vermeiden sei. „An dieser Position hat sich nicht geändert“, sagte Trichet.