Ex-Landesbankchef Jaschinski hält Rekapitalisierung der europäischen Banken für unvermeidlich. Überzogene Anforderungen könnten allerdings zu Kreditklemme führen. Pläne der EU-Kommission sollten überdacht werden.
Der frühere Chef der Landesbank Baden-Württemberg, Siegfried Jaschinski, unterstützt die Forderung der EU-Kommission nach höheren Eigenkapitalquoten für die Banken der Euro-Zone. „Die Rekapitalisierung der Banken ist inzwischen unvermeidlich“, sagte Jaschinski, der heute Vorstand der kleinen Frankfurter Bank MainFirst ist, der Tageszeitung „Die Welt“ (Mittwochausgabe). „Es braucht ein starkes Signal, dass der europäische Bankensektor selbst dann sicher ist, wenn Griechenland oder andere Krisenstaaten ausfallen sollten.“
Zahlreiche deutsche Bankenvertreter hatten die EU-Pläne für eine kurzfristige Erhöhung der vorgeschriebenen Kernkapitalquote auf neun Prozent scharf kritisiert. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte betont, dass sein Haus kein zusätzliches Kapital benötige. Auch von den Sparkassen und der Commerzbank kam Kritik. Die Branche warnt vor einer Kreditklemme, falls die Banken ihr Geschäftsvolumen schrumpfen, um die Vorgaben auch ohne Staatshilfen zu erfüllen.
Jaschinski räumt zwar ein, dass es einzelne Banken gebe, die nach objektiven Kriterien derzeit kein Kapital bräuchten. „Aber am Markt besteht ein Misstrauen, das teilweise unterschiedslos alle europäischen Banken trifft. Viele amerikanische Geldmarktfonds geben Euro-Banken überhaupt kein Geld mehr“, sagte der Bankvorstand der Zeitung. Auch die europäischen Banken leihen sich gegenseitig immer weniger Mittel und parken das Geld lieber zu Niedrigzinsen bei der Zentralbank. „Diesem Problem können sich auch deutsche Banken nicht entziehen“, sagt Jaschinski, der bei MainFirst mit institutionellen Investoren zusammenarbeitet und derzeit eine große Skepsis gegenüber Geldanlagen in der Euro-Zone erlebt.
Allerdings sieht Jaschinski durchaus die Gefahr, durch zu scharfe Vorgaben Kredite für Unternehmenskunden zu verknappen. „Man muss aufpassen, dass man es bei den Eigenkapitalanforderungen nicht übertreibt, sonst droht eine gravierende Kreditklemme“, warnt Bankvorstand Jaschinski, der ebenfalls überzeugt ist, dass die Banken lieber ihr Geschäftsvolumen schrumpfen werden, als Staatshilfe anzunehmen. „Deshalb darf man jetzt nicht das Kind mit dem Bade ausschütten – vielleicht wäre die richtige Kernkapitalquote eher sieben oder acht Prozent als die jetzt diskutierten neun Prozent“, sagt Jaschinski.
Allerdings könnte damit das Ziel verfehlt werden, die Zweifel an der Kapitalstärke der Banken zu zerstreuen. Dafür sei jedoch auch entscheidend, für wie wahrscheinlich die Investoren ein Überschwappen der griechischen Probleme auf andere Euro-Staaten hielten, sagt Jaschinski. „Je glaubwürdiger die Lösung für Griechenland und die anderen Krisenstaaten gestaltet wird, desto niedriger kann die verschärfte Eigenkapitalquote für die Banken ausfallen.“