Commerzbank könnte Kapitallücke ohne Staatshilfe schließen – Bis zum sechs Milliarden Euro an nachrangigem Kapital können möglicherweise in Kernkapital umgewandelt werden.
Die Commerzbank hat ein umfangreiches Maßnahmenpaket erarbeitet, mit dem sie die von der Bankenaufsicht identifizierte Kapitallücke ohne Staatshilfe schließen will. Wie die in Berlin erscheinende Tageszeitung „Die Welt“ (Freitagausgabe) aus gut informierten Kreisen erfuhr, will der Vorstand an diesem Freitag dem Aufsichtsrat die verschiedenen Optionen aufzeigen.
So will die Bank bis zum 30. Juni 2012 rund eine Mrd. Euro an Gewinn einbehalten. Hinzu kommt der Abbau von risikogewichteten Aktiva in der Höhe von rund 30 Mrd. Euro. Dadurch könnte die Bank ihr Kernkapital um weitere drei Mrd. Euro aufbessern. Dabei bietet das zweitgrößte Geldhaus des Landes Kunden in strategisch weniger wichtigen Märkten wie Russland oder Tschechien an, Kredite vorzeitig zurückzuzahlen. „Das ist zwar betriebswirtschaftlicher Wahnsinn, aber die Kapitalquote ist im Moment leider wichtiger“, sagt ein hochrangiger Manager.
Den Informationen zufolge könnte die Bank zudem allein fünf bis sechs Mrd. Euro an zusätzlichem Kernkapital gewinnen, indem sie Hybridkapital umwandelt. Bisher war nur von bis zu einer Milliarde Euro die Rede. Unter Hybridkapital versteht man Mittel, die eine Mischform zwischen Eigen- und Fremdkapital darstellen. Um ihr Ziel zu erreichen, müsste die Bank Investoren davon überzeugen, dass sie diese Mittel in Aktien oder so genannte „Cocos“ (Contingent Convertible Bonds) umtauschen. Noch unklar ist, ob die EU-Bankenaufsicht diese Kapitalform akzeptiert.
Fällt das Umwandlungspotenzial zu gering aus, muss die Commerzbank dennoch nicht zwingend zum Staat. Die Hauptversammlung der Bank hat bereits im Voraus eine Kapitalerhöhung von zwei Mrd. Euro mit Bezugsrecht genehmigt bekommen.
Erst wenn das nicht reicht, wird es richtig unangenehm. Eine größere Kapitalerhöhung ist in dem volatilen Marktumfeld äußerst schmerzhaft, da die existierenden Anteile stark verwässert würden.
Ein letzter Hoffnungswert ist, die ungeliebte Eurohypo an den Bankenrettungsfonds SoFFin zu übertragen. Auch diese Option soll im Aufsichtsrat besprochen werden. Dabei sind mehrere Varianten im Spiel: So könnte die Eurohypo als Ganzes verkauft oder ein Teilbereich herausgelöst werden. Die Überlegung, die Eurohypo in eine Bad Bank und in eine Kernbank zu zerschlagen hat aber noch einen weiteren Hintergrund: So könnte die Commerzbank den Forderungen der EU-Kommission entgegenkommen, die einen Verkauf des Immobilienfinanzierers bis 2014 verlangt.