Angesichts neuer Vorwürfe gegen den Videodienst Zoom hat sich der Hamburger Datenschützer Johannes Caspar besorgt gezeigt.
„Die Nachrichtenlage um Zoom ist derzeit durchaus beunruhigend“, sagte Caspar dem Handelsblatt. „Hier sollte sich jeder, der Zoom anwendet, fragen, ob man dem Unternehmen in punkto Datenschutz und Datensicherheit vertrauen kann“, forderte der Datenschützer.
Caspar nahm dabei Bezug auf die Datenschutzhinweise des Unternehmens. Danach würden personenbezogene Daten verarbeitet und etwa Identifizierungsdaten des Nutzers, Informationen zu dessen Endgerät, dessen Netzwerk und Internetverbindung, Informationen zu seiner Interaktion und Nutzung von Zoom und Standortdaten erfasst.
„Zoom erhebt personenbezogene Daten des Teilnehmers dieser Art nicht nur bei dem Nutzer direkt, sondern auch bei Dritten“, fügte der Datenschützer hinzu. Hierzu bediene sich Zoom externer Dienstleister wie Google Adds und Google Analytics. Zudem würden auch aufgezeichnete Meetings von Zoom gesammelt.
Kritisch sieht Caspar auch, dass eine Funktion des Tools eine „Aufmerksamkeitsüberwachung“ seiner Nutzer ermögliche.
„Diese Funktion ermöglicht es Gesprächsleitungen, eine Benachrichtigung zu erhalten, sobald die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Fokus des Chat-Fensters eine bestimmte Zeit verlassen“, erläuterte Caspar. Eine solche Funktion übe „enormen Druck“ auf Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Unterhaltung aus, diese unter keinen Umständen zu verlassen.
Die New Yorker Generalstaatsanwalt hatte wegen der Datenschutz- und der Datensicherheitspraxis Untersuchungen gegen Zoom eingeleitet. In einem Schreiben hatte Generalstaatsanwältin Letitia James Zoom mehrere Probleme vorgeworfen. So habe der Dienst nicht schnell genug reagiert, Sicherheitslücken zu stopfen, die Angreifern Zugriff auf die Webcams der Zoomkunden gestatten könnten. In Kalifornien wurde eine Verbraucherklage gegen Zoom eingereicht.
Ein Zoom-Mitarbeiter sagte auf Anfrage: „Wir wissen das Engagement der New Yorker Generalstaatsanwaltschaft in diesen Fragen zu schätzen.“ Das Unternehmen werde alle geforderten Unternehmen mit den Ermittlern teilen.