Bei den Verhandlungen zur Rettung der durch die Coronakrise schwer angeschlagenen Lufthansa soll es laut eines Berichtes Unstimmigkeiten zwischen Bundesregierung und Konzern über die Ausgestaltung eines staatlichen Einstiegs geben.
Lufthansa sei in den Gesprächen bisher forsch aufgetreten, schreibt der "Spiegel" unter Berufung auf Regierungskreise. Die Selbstverständlichkeit, mit der die Airline davon ausgehe, dass der Staat sie abfedern müsse, empfinde man dort als "irritierend", wie das Magazin schreibt.
Der Konzern habe ein Eckpunktepapier für den Einstieg des Bundes vorgelegt. Grundtenor des Schriftstücks sei, dass alle Vorteile bei der Lufthansa und ihren Aktionären liegen würden, das gesamte Risiko dagegen beim Staat, klagt ein Verhandlungsinsider.
Im Gespräch ist angeblich eine stille Beteiligung des Bundes, die vom Konzern selbst verwaltet werden soll. Und der Bund soll nach einer Kapitalerhöhung bedingungslos Geld nachschießen, sollte dies nötig sein. Im Umfeld der Gespräche heißt es, dass das Kompetenzgerangel zwischen Finanz- und Wirtschaftsministerium die Verhandlungen erschwere.
Unterdessen zeichnen sich laut "Spiegel" mehrere Optionen für eine Rettung ab. Europas größte Fluglinie wird vermutlich sowohl frisches Eigenkapital wie auch neue Kredite brauchen. Die Rede ist von einem mittleren bis hohen einstelligen Milliardenbetrag. Ein Modell könnte die Stille Beteiligung des Bundes sein.
Die Anteile würden entweder fest verzinst, oder es flösse eine Dividende. Ein Stimmrecht hätte der Bund nicht. Möglich wäre auch eine Kapitalerhöhung. Sollten die Verhandlungen mit dem Bund scheitern, gäbe es nach "Spiegel"-Informationen für Lufthansa aber weitere Optionen.
Offenbar haben Bayern und Hessen signalisiert, die Airline wenn nötig zu unterstützen. Auch ein Schutzschirmverfahren wird als weiteres Szenario im Konzern erwogen. Es würde eine Sanierung in Eigenverwaltung ohne Insolvenz ermöglichen. Eine offizielle Stellungnahme der Lufthansa zum "Spiegel"-Bericht war zunächst nicht zu erhalten.
Foto: Lufthansa, über dts Nachrichtenagentur