In die Debatte über mögliche Lockerungen der Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus hat sich jetzt auch der Vorstandsvorsitzende des Chemie- und Pharmakonzerns Bayer, Werner Baumann, eingeschaltet.
"Uns allen muss klar sein, dass Staatshilfen, so vielfältig und umfassend sie auch sein mögen, immer nur kurzfristig unterstützen können. Langfristig kann keine Volkswirtschaft der Welt einen solchen Ausnahmezustand durchhalten", schreibt Baumann in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Dienstagsausgabe).
Deshalb müsse man "jetzt so schnell wie möglich" zu der Frage übergehen, wie man die Ausbreitung von Covid-19 "weiterhin verhindern und gleichzeitig einen geordneten Übergang in die nächste Phase der Krisenbewältigung gestalten" könne.
Dazu brauche es einen genauen Fahrplan und eine nationale Kraftanstrengung, eingebettet in gemeinsames europäisches Handeln, so der Bayer-Chef weiter. Um diesen Spagat zwischen Wirtschaft und Gesundheit hinzubekommen, forderte er unter anderem eine dauerhafte Entlastung des Gesundheitssystems durch eine "Kombination von frühzeitigen Tests, medikamentöser Behandlung und digitalem Monitoring der Erkrankten, um wirklich nur solche Fälle in die Krankenhäuser zu bekommen, die eine stationäre Aufnahme benötigen".
Bayer spende zudem seinen gesamten Bestand am Malariamittel Resochin, auf dem Hoffnungen ruhen, auch an Covid-19 Erkrankten zu helfen, so Baumann. Auch künftige Produktionen stelle der DAX-Konzern zur Verfügung. Zudem forderte der Bayer-Chef eine bessere internationale Koordinierung und den dafür notwendigen Rahmen: "Das heißt auch, dass wir WHO, G20 und unsere europäischen Institutionen besser ausstatten müssen.
Angesichts der massiven Wohlstandsschäden der derzeitigen Krisensituation sind dies sehr gut investierte Mittel", schreibt Baumann in dem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Vor dem Gespräch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten am Mittwoch über mögliche Lockerungen appellierte an die Politik, die er für ihr bisheriges Krisenmanagement lobte, nun für die nötige Planungssicherheit zu sorgen.
"Um den sukzessiven Wiederaufbau der Wirtschaft zu planen, insbesondere wenn dieser unter weiterhin hohem Gesundheitsschutz erfolgt, benötigen die Unternehmen klare und vor allem abgestimmte Signale der Politik zum zeitlichen Ablauf", so der Bayer-Chef weiter. Mittelfristig werde sich Deutschland als Lehre aus der Coronakrise über die Versorgungssicherheit in Deutschland und Europa Gedanken machen müssen.
"Aus meiner Sicht brauchen wir auch eine neue Diskussion über den Wert von Wissenschaft in besonders kritischen Bereichen", schreibt Baumann in dem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".
Foto: Bayer, über dts Nachrichtenagentur