Jahresrückblick und Prognose 2016: Die Welt steht vor großen Herausforderungen. China, Schwellenländer, Rostoffe: Absturz. Syrien-Krieg, Terror, Flüchtlinge, Zinsen beherrschendes Thema im neuen Jahr.
Von Andreas Männicke
2015 war ein sehr bewegtes und ereignisreiches Jahr. Auch an den Börsen ging es auf und ab. Die Weltbörsen wurden dominieret durch die „Drogenpolitik“ der Notenbanken und geopolitischen Ereignissen in der Ukraine und in Syrien sowie Terroranschlägen der IS- in Frankreich, die zu einem Ausnahmezustand führten. Zudem verschärfte sich die Verschuldungskrise insbesondere bei einigen Schwelländern wegen des starken US-Dollars und der stark fallenden Rohstoffpreise, was auch zu dem Einbruch einiger Schwellenländerwährungen führte wie in Brasilien, Russland, Südafrika und der Türkei.
Gold und Silber enttäuschten in 2015 als „Anti-Krisen-Währungen“. Dagegen konnten 4 Börsen auf Osteuropa den DAX outperformen, der immerhin ein Plus von 9 Prozent erreichte. Auch 2016, das Jahr des Affen, verspricht ein spannungsgeladenes und ereignisreiches Jahr zu werden.
Pleiten, Pech und Pannen in 2015
2015 war wieder ein Jahr der geopolitischen und wirtschaftlichen Krisen. Es gab einen Börsen-Crash in China im Sommer, einen globalen Kurseinbruch an den Weltbörsen im August, einen Verfall von einigen Schwellenländerwährungen wie aus Brasilien, Südafrika, Russland und der Türkei durch den starken US-Dollar und die fortgesetzte Baisse an den Rohstoffmärkten. Unternehmen wie Petrobras und Glencore standen kurz vor der Pleite. Einige US-Frackingunternehmen gingen aber schon in die Insolvenz. Der Ölpreis gab um 45 Prozent auf 36 US/Dollar/Barrel nach, was ein globales Sonderkonjunkturprogramm ist. Aber auch Industriemetalle gaben im Durchschnitt um 26 Prozent nach.
China lahmt und der Welthandel auch
Der Welthandel brach 2015 um 8 Prozent ein. China importierte und exportiere viel weniger als zuvor. Der Baltic Dry Index erreichte einen neuen Tiefststand, der sogar unter dem Krisen-Niveau 2008/9 liegt. Zudem nahm die Verschuldung weiter zu, global auf über 200 Billionen USD. Vor allem die Unternehmensverschuldung in China und den USA stieg seit 2008 rasant an, was gefährlich ist.
In den USA brach der Junk-Bond-Markt wegen der Pleitewelle bei den Frackingunternehmen im 3. Quartal 2015 ein. Hier sind jetzt Junk Bonds im Volumen von über 200 Mrd. USD gefährdet. Problematisch ist auch das hohe Volumen der Schattenbanken vor allem in China. Es wäre nicht verwunderlich, wenn in 2016 einige Hedgefonds pleitegehen. Aber auch viele Rohstoffunternehmen, die sich zu hoch in US-Dollar verschuldet haben, sind jetzt gefährdet, wenn sich die Rohstoffbaisse in 2016 fortsetzen sollte.
Die Notenbanken retten die Welt – wie lange noch?
Die Notenbanken kämpfen mit ihren Anleihenaufkaufprogrammen (=quantitative easing, kurz QE) und der Nullzinspolitik gegen eine Deflation und eine globale Wirtschaftskrise. Dabei hat die Europäischen Zentralbank (EZB) gegenüber der amerikanischen Notenbank (FED) und britischen Notenbank noch Nachholbedarf, da sie bisher „nur“ 15 Prozent der umlaufenden europäischen Anleihen aufgekauft, während es bei der FED über 40 Prozent des umlaufenden Anleihenvolumens ist und in Großbritannien ein Drittel. Dabei fahren die FED und die EZB jetzt eine entgegengesetzte Geldpolitik. Während die FED am 16. Dezember 2015 seit 9 Jahren zu ersten Mal wieder die Zinsen um 0,25 Basispunkte erhöht hat, erhöhte die EZB den Minuszins für Bankeinlagen auf -0,3 Prozent und die EZB kauft auch weiter Anleihen auf, was die FED im Moment nicht mehr macht.
Ob nach dem ersten Zinseschritt der FED ein zweiter folgt muss abgewartet werden. Die US-Konjunktur lahmt im Moment und die US-Unternehmensgewinne nehmen ab. Insofern ist es fraglich ob nach dem ersten noch ein zweiter Zinsschritt im Jahr der Präsidentenwahl kommt. Obama wird keine neuen Impulse mehr setzen können, obwohl er sich jetzt mit der US-Waffen-Lobby noch einmal anlegen will, was wohl ein aussichtsloses Unterfangen sein wird.
Konsolidierung nach kleiner Jahresendrally
Am letzten Handelstag gaben zwar die meisten Börsen etwas nach, aber seit dem 15. Dezember gab es beim DAX und vielen großen Weltbörsen eine kleine versöhnliche Jahresendrally, so dass der DAX immer noch ein Plus von über 9 Prozent erreichte. An der Wall Street war dieses Jahr aber nichts zu holen, denn mit Ausnahme des NASDAQ-Index landeten die amerikanischen Indices leicht im Minus. Der japanische Nikkei 225 Index konnte auch ein Plus von über 8 Prozent erreichen und sogar der Shanghai Composite Index schaffte trotz des Kurseinbruch um 30 Prozent im Juli/August immer noch ein Plus von etwa 10 Prozent in 2015.
4 Börsen aus Osteuropa können outperformen – 2 Börsen aus Osteuropa zählen zu den Top-Verlierern der Welt
4 Börsen aus Osteuropa konnten aber alle genannten Börsenindices klar outperformen und zwar der BUX-Index aus Ungarn mit +42 Prozent, der OMX Riga aus Lettland mit +41 Prozent, der SAX-Index aus der Slowakei mit + 32 Prozent und der OMX Tallinn aus Estland mit +18 Prozent. Auch der russische MICEX-Index erzielte in 2015 bis Jahresende ein Plus von über 20 Prozent. Allerdings wurden die hohen Aktiengewinne an der Moskauer Börse für ausländische Anleger durch die Währungsverluste wieder zunichte gemacht. Der Rubel fiel zum Dollar sogar auf ein Allzeit-Tief von 73 US-Dollar/RUB und zum Euro auf 80 EUR/RUB durch den schwachen Ölpreis, der in 2015 um 45 Prozent auf ein neues 5-Jahres-Tief von 36 US-Dollar/Barrel einbrach.
Viele Börsen aus den Energing Markets litten unter den hohen Währungsverlusten wie in Brasilien. Unter starken Währungs- und Kursverlusten litten aber auch die Börsen aus der Ukraine (-42%) und aus Kasachstan (-49%). Schwach tendierten aber auch die Osteuropa-Börsen aus Serbien und Bulgarien mit hohen Kursverlusten. Die Börse Bukarest aus Rumänien hielt sich mit -1,5 Prozent noch recht stabil. Der MCCI Eastern Europe + CIS gab um 20 Prozent in 2015 nach und der MCSI Frontier Emerging Markets ebenfalls. Insofern war das Jahr 2015 sehr gemischt für Aktienanleger.
Gold und Silber enttäuschen weiter als „Anti-Krisen-Metall“
Gold und Silber lagen zum Jahresende mit 1060 US-Dollar/Unze bzw. 13,82 US-Dollar/Unze aber auch nahe ihrer 5-Jahresiefs in US-Dollar, so dass sie für Anleger keine Alternative waren. In den letzten 3 Jahren gab der Goldpreis in US-Dollar aber um über 40 Prozent und Silber sogar um über 70 Prozent nach. Berechnet in schwachen Währungen wie im australischen und kanadischen Dollar, erst recht in vielen Schwellenländerwährungen wie dem Rubel oder der tückischen Lira stieg der Goldpreis aber rasant an. Aber das taten dann auch die Aktien aus Europa und den USA.
Die Notenbanken vieler Schwellenländer, vor allem aus China, Russland, Kasachstan und der Türkei stockten ihre Goldbestände in 2015 ansehnlich auf. Die Bundesbank will bis 2020 die Hälfte des Goldbestands nach Deutschland zurückführen. Auch im Retail--Bereich stieg 2015 die Nachfrage nach Goldmünzen, vor allem in Deutschland und den USA. An den Rohstoffbörsen war in 2015 auch nichts zu holen, es sein denn, wenn Anleger auf fallende Kurse setzten. Das kann sich in 2016 aber ändern.
2016 wird ein schwieriges Jahr
Die Banken schätzen, dass der DAX in diesem Jahr um etwa 10 Prozent ansteigen wird. Diese Prognose wird aber fast jedes Jahr ähnlich gemacht, so dass man sich darauf nicht stützen kann. Viele Goldanhänger und die Besucher von Edelmetallmessen setzen aber eher beharrlich auf Gold und Silber und hoffen darauf, dass die Talfahrt in 2016 endlich beendet ist. Andere glauben sogar an einen System-Crash oder eine „Monsterwelle“.
„Rote Linien“ beachten
Der Weg zur Normalisierung, den die FED versucht nun einzuschlagen, wird daher schwer werden. Das Kardinalproblem ist, dass aber all die oben genannten altbekannten Themen in 2016 wieder hochkochen können dass wir uns an diesen permanenten Ausnahmen- und Dauerkrisenzustand schon gewöhnt haben, dass man sich insbesondere durch die Dauerkrisen-Berichterstattung der Medien an die Themen gewöhnt hat und dann nicht mehr adäquat reagiert. Der Anleger sollte in jedem Fall charttechnische „rote Linien“ beachten und flexibel auf die jeweiligen Ereignisse reagieren.
Verlierer werden zu Gewinnern
Oft sind die Verlierer in Emerging Markets die Gewinner des Folgejahres. So war es im letzten Jahr auch in Argentinien mit einem Plus von fast 40 Prozent beim Merval-Index. Wenn dem so ist, haben die Börsen aus Kasachstan und der Ukraine, aber auch aus Griechenland in 2016 gute Erholungschancen. Aber auch Gold- und Silberaktien, die nun am Boden liegen, könnten sich kräftig erholen, wenn sich die Gold- und Silberpreis wieder erholen sollten. Von daher wird in diesem Jahr im EAST STOCK TRENDS (www.eaststock.de) auch ein neues Muster-Depot für Gold/Silberaktien aus Russland gemacht, die sehr kostengünstig Gold produzieren können.
Moskauer Börse und Rubel mit Erholungspotential
Die Moskauer Börse erreichte wie erwähnt in Rubel ein Plus von über 20 Prozent und zählte damit auch zu den Top-Performern der Welt in 2015. Der MIXEX-Index auf Rubel-Basis schloss mit 1761 Indexpunkten im positiven Bereich. Durch den schwachen Rubel wurde aber in USD und in Euro Verluste erzielt. Der RTS-Index gab auf 756 Indexpunkte und der RDX-Index auf 919 Indexpunkte nach. Diese schwache Performance auch beim MSCI Russia Index liegt aber daran, dass Öl- du Gasaktien dort sehr hoch gewichtet sind. Es gab aber auch Aktien in Russland, die sich in 2015 mehr als verdoppelt haben.
So erreichte Sberbank erreichte in Rubel Ende November sogar ein neues Allzeit-Hoch. Die 3 Muster-Depots des EAST STOCK TRENDS (www.eaststock.de) erreichten bis Ende November ein Plus von 19 Prozent, 59 Prozent und 24 Prozent, also im Durchschnitt ein Plus von über 30 Prozent. Ein Plus von 30 Prozent erreichte auch der Russlandfonds von Danske Invest bis Ende November 2015. Es lohnte sich also in diesem Jahr, an den Osteuropa-Börsen zu investieren.
Erst informieren, dann investieren
Nach der Korrektur im August/September 2015 und nun auch in der ersten Dezemberhälfte bleibt auch die Moskauer Börse eine attraktive und stark unterbewertete Trading-Börse. Die preiswertesten Aktienmärkte kommen aus Osteuropa. Die Aktienmärkte aus Serbien und Slowenien zählten im vorletzten Jahr mit einem Plus von jeweils 18 Prozent in 2014 zu den Top-Performern auf der Welt. Die Börse Budapest (Ungarn) war in 2015 einer der Top-Performer mit einem Plus von über 40 Prozent wie auch die Börse Riga aus Lettland mit einem Plus von über 40 Prozent gefolgt von der Börse Bratislava aus der Slowakei mit +32 Prozent. Aber auch die baltischen Börsen aus Estland (+18 Prozent) und Litauen (+7 Prozent) überzeugten in 2015. Die Moskauer Börse war bis Ende November in US-Dollar noch mit 10 Prozent im Plus, wobei der MICEX-Index noch über 20 Prozent im Plus war. Es kam aber zuletzt zu hohen Währungsverlusten für deutsche Anleger von 15 Prozent wegen des schwachen Rubels.
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TV- und Radio-Hinweise: Andreas Männicke wurde am 16. Dezember 2015 von der Deutschen Welle über die schwachen Rubel befragt. Sie können das Interview jetzt unter www.eaststock.de, dort unter der Rubrik Interviews abrufbar. Schauen Sie sich auch das gleichnamige EastStockTV-Video, Folge 90 unter www.eaststock.de, dort unter der Rubrik „Interviews“ an.
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