Grünen-Chefin Annalena Baerbock hat angesichts des Hitzesommers kritisiert, dass die Städte nicht ausreichend auf die Folgen des Klimawandels vorbereitet seien.
"Das zu lösen, ist für uns auch eine soziale Frage", sagte Baerbock der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Mittwochsausgabe). "Es sind ja besonders die älteren Leute, die mit wenig Geld auskommen müssen, in einfachen, schlecht sanierten Wohnungen leben und seit Tagen nicht mehr schlafen können, weil die Temperatur nicht runter geht."
Nötig sind laut Baerbock mehr Grünflächen, Frischluftschneisen, begrünte Fassaden und eine bessere Häuserdämmung. "Dazu gehört auch der Hochwasserschutz in den Städten, in denen heftige Regenfälle wegen der kompletten Versiegelung zu Überschwemmungen führen."
Nötig sei auch ein Umdenken in der Verkehrspolitik. Die Grünen fordern einen Fonds mit zwei Milliarden Euro für den Städtebau, aber auch Gesundheits- und Waldbrandschutz.
Baerbock sieht auch die Landwirtschaft in der Pflicht. Hilfsgelder, um Dürreausfälle aufzufangen, sollten an Zusagen zum Klimaschutz gebunden sein: "Weniger Pestizide, weniger Tierbestände, weniger Monokulturen auf den Feldern. Sonst ist das ein Fass ohne Boden."
Die Grünen-Chefin kritisierte, Deutschland habe zu spät auf die Folgen des sich änderndes Klimas reagiert. "Das hat man politisch ignoriert, um weiter behaupten zu können, wir können beim Klimaschutz erst mal abwarten und gerade den Kohleausstieg aufschieben."
Je mehr Zeit vergehe, umso eher stiegen die Kosten: "2017 beliefen sich die Schäden durch Klimakatastrophen weltweit auf 137 Milliarden Euro, in Deutschland werden sie bis 2050 eine Höhe von 800 Milliarden Euro erreicht haben."
Im Ruhrgebiet sieht die Grünen-Politikerin ein mögliches Vorbild bei diesem Städteumbau. Als Beispiel nannte Baerbock die Stadt Bottrop, die innerhalb von fünf Jahren die CO2-Ausstöße massiv reduzieren konnte. "Das zeigt: Das Ruhrgebiet kann in Sachen Klimaschutz durchaus Vorbild für andere Regionen sein. Schwarz-Gelb macht aber in Sachen Klimaschutz in NRW bislang genau das Gegenteil."
Foto: Die Erde aus dem Weltraum aufgenommen, über dts Nachrichtenagentur