Das US-Handelsbilanzdefizit ist im Juli von revidiert 58,8 Mrd. $(vorläufig: 56,8 Mrd. $) auf 62,2 Mrd. $ gestiegen. Damit war dieEntwicklung wesentlich ungünstiger als von uns und vom Markt mit 58Mrd. $ erwartet - allerdings nur auf den ersten Blick.
Die Ausweitung des Handelsbilanzdefizits hatte nämlich nur eineneinzigen Grund - steigende Ölimporte. Zum einen stieg das Volumen derImporte von Öl und Ölprodukten um mehr als 10%. Überdies mussten fürdiese Importe nochmals höhere Preise gezahlt werden, da der Ölpreis bisin den Juli hinein gestiegen war und erst in der 2. Monatshälftespürbar nachgab. Dies macht sich in der Handelsbilanz aber erst miteiner gewissen Verzögerung bemerkbar, da die Verschiffung des imAuslang gekauften Öls eine gewisse Zeit benötigt. Im Juli jedenfallshat die Kombination aus steigenden Preisen und steigenden Volumina dieÖlbilanz um zusätzlich 7,8 Mrd. $ ins Minus getrieben. Ab August solltehier aber eine deutliche Erleichterung einsetzen.
Ohne Öl und Ölimporte hat sich die US-Handelsbilanz erneut starkverbessert. Hier fiel das Defizit um 2,7 Mrd. $ auf 18,8 Mrd. $. Vor 2Monaten war es in dieser Abgrenzung noch fast 50% höher gewesen. DerGrundtrend ist damit sehr positiv. Wenn sich der Rückgang des Ölpreisesbestätigt, wird das US-Handelsbilanzdefizit in den kommenden Monatenmassiv sinken.
Die Handelsbilanz zeigt auch, dass die US-Konjunktur weiterhin vomAußenhandel profitiert. Die realen Exporte stiegen im Juli um 2,0%, ihrVorjahresniveau übertrafen sie um 12,1%. Die realen Importe stiegenzwar ebenfalls deutlich um 2,2%, nicht zuletzt wegen des Öls, lagenaber um 1,1% niedriger als im Vorjahr. Zudem lag der reale Außenbeitragim Juli deutlich höher als im Durchschnitt des 2. Quartals. DieChancen, dass der Außenhandel im 3. Quartal erneut deutlich zumUS-Wachstum beiträgt, stehen damit gut.
Fazit: Eine auf den ersten Blick eine sehr schwache Zahl, die sich aberbei genauerer Betrachtung als sehr positiv für die US-Wirtschaftdarstellt.
Inflation Schnee von gestern?
Die US-Importpreise sind im August um 3,7% gegenüber dem Vormonatgefallen. Seit offizielle Zahlen zu den Importpreisen veröffentlichwerden, hat es noch niemals einen derart starken Rückgang gegeben.Unsere Prognose von -1,3% wurde damit weit verfehlt und selbst dieMarktprognose von -1,8% war noch deutlich zu pessimistisch.
DieJahresrate blieb mit +16,0% zwar sehr hoch, hat aber im Vergleich zuden 20,1% des Vormonats sehr kräftig nachgegeben.Entscheidend für den massiven Rückgang der Importpreise war derÖlpreis, dessen Rückgang sich damit schneller und deutlicher bemerkbargemacht hat, als selbst die größten Optimisten erwartet hatten.
DieÖlimporte verbilligten sich um 12,8% gegenüber Juli. Aber auch ohne Ölgaben die Importpreise um 0,3% nach. Der sehr kräftige Anstieg derVormonate wurde damit teilweise korrigiert. Einen wesentlichen Einflussdürfte hier der stärkere Dollar gespielt haben.
Fazit: Die Importpreise für August zeigen, dass der Preisauftriebseinen Höhepunkt überschritten haben dürfte. Der zuletzt weitergesunkene Ölpreise und der aufwertende Dollar sollten in den kommendenMonaten weiteren Druck aus der Pipeline lassen.
Heinrich BayerPostbank Research