Zur gleichen Zeit kamen leitende Angestellte von Lehman, möglicheKäufer sowie Regierungsvertreter zusammen, um ein Rettungspaket für dasum sein Überleben kämpfende Kredithaus zu schnüren.
Zum Treffen im Büro des Chefs der New Yorker Fed, Timothy Geithner,kamen Finanzminister Henry Paulson, ranghohe Vertreter grosserFinanzinstitutionen sowie der Vorsitzende der US- Börsenaufsicht SEC,Christopher Cox. Weitere Einzelheiten nannte die Fed zunächst nicht.
Finanzminister Paulson sage jedoch, dass die Regierung sich nicht an einem Kauf von Lehman beteiligen würde.
Prof. Anthoni Sabino von der St. John's University urteilte, dass es schon eines Wunders bedürfte, wenn Lehman überleben würde. Es sei sehr unwahrscheinlich, dass Lehman am Montag noch existiere.
Das «Wall Street Journal» berichtete, dass unter anderen die Chefsder US-Banken Morgan Stanley und Merrill Lynch, John Mack und JohnThain, zu der Sitzung erschienen seien. In der «New York Times» hiesses, dass zudem die Bank of America an dem Treffen teilgenommen habensoll. Bis jetzt sieht es allerdings nicht so aus, als wenn irgendein Beteiligter Lehman komplett übernehmen will. Lediglich für einzelne Unternehmensteile gebe es Interesse.
Das 1850 von deutschen Einwanderern gegründeteTraditionshaus braucht dringend Kapital, um Verluste aus faulenImmobilienkrediten auszugleichen.
Die Krise bei Lehman erinnert stark an das Schicksal der US-RivalinBear Stearns: Die Investmentbank hatte im März wegen ähnlicherSchwierigkeiten auf Druck der US-Notenbank ihrem Zwangsverkaufzugestimmt.
Unterdessen hat der "Lehman-Virus" fast den ganzen Finanzsektor in den USA erfasst. Unter hohen Umsätzen stürzten auch Merrill Lynch ab. Außerdem verlor der weltgrößte Versicherungskonzern AIG an der Wall Street allein am Freitag 20% und notiert nach einem atemberaubenden Absturz der Aktie wieder auf dem Niveau von 1991.