Wegen eines papstkritischen Liedes wird der evangelische Pfarrer und Liederma-
cher Clemens Bittlinger von katholischen Fundamentalisten bedroht. Das berichtet
DER SPIEGEL in seiner neuen Ausgabe. In seinem Song „Mensch Benedikt“ hält
Bittlinger Benedikt XVI. vor, durch die Ablehnung von Kondomen die Ausbreitung von
Aids in Afrika zu fördern. Seitdem auf rechtskonservativen katholischen Internet-
Seiten Hinweise auf den Song erschienen, habe ihn „vollkommen unerwartet“ eine
Wutwelle getroffen. In Drohschreiben wird der Songschreiber als „dreckige Protes-
tantensau“ bezeichnet, andere halten ihn für „vom Teufel besessen“, einen „Stin-
ker“ oder beklagen, keine „Aggressionen“ gegen ihn „rauslassen“ zu können. Die
hessische Polizei nahm die Drohungen so ernst, dass sie ein Konzert unter Poli-
zeischutz stellte und eine verdächtige Postsendung an ihn von einer Spezialeinheit
öffnen ließ.
Der Konflikt belastet das Klima zwischen Katholiken und Protestanten. Bittlinger ist
„Sonderbeauftragter für musikalisch-kulturelle Verkündigung“ und „Referent für
Mission und Ökumene“. Sein Dienstherr, Peter Steinacker, Kirchenpräsident von
Hessen und Nassau, hat sich hinter ihn gestellt: „Die Kritik mancher katholischer
Kreise, die sogar vor Morddrohungen nicht zurückschrecken, ist inakzeptabel.“ Für
ihn zeige sich da „ein Potential an Gewalt, Selbsterhöhung und fundamentalistischer
Intoleranz, das als Gefahr jeder Religion und Konfession innewohnt“, und dringend
befriedet werden müsse.