Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, heute (Dienstag) bei N24 zum Stand der Bewältigung der US-Finanzmarktkrise: "Wir sind immer noch nicht am Ufer. Das ist das eigentliche Problem. Wir brauchen schon irgendwann mal wieder festen Boden unter den Füßen. Und der ist noch ein Stück weit weg."
Deutschland werde nicht ungeschoren davonkommen: "Wer in einer Weltwirtschaft, die im Abschwung ist, der größte Exporteur der Welt ist, der wird darunter leiden." Das bedeute für die Bundesrepublik "ganz schwaches Wachstum, wenn überhaupt Wachstum bis 2010".
Walter hofft, dass die US-Notenbank (Fed) heute nicht der Versuchung erliegt, ihren Leitzins zu senken: "Ich bete darum, dass sie Ruhe geben und Notliquidität zur Verfügung stellen, aber nicht wieder anfangen, mit den Zinsen rumzufuchteln. Noch niedrigere Zinsen würden Permissivität andeuten und würden die Menschen, die vor Inflation Sorge haben, erneut in Schrecken versetzen."
Norbert Walter rechnet als Konsequenz aus der US-Finanzmarktkrise mit einer strengeren Aufsicht fürs Investmentbanking: "Es wird nicht ohne staatliche, ohne regulatorische Antworten auf diese Herausforderung abgehen. Wir werden andere Vorschriften haben als vor dieser Krise."
Zu den unmittelbaren Folgen der US-Finanzmarktkrise äußerte Walter: "Wenn jetzt Eigenkapital knapp ist, wird die Finanzierung teurer. Und alle diejenigen, die das Pech haben, jetzt eine gute Idee zu haben, werden es viel schwerer haben, preiswert an das Geld für die Finanzierung einer guten Idee zu kommen, als das in den letzten fünf, sechs oder sieben Jahren der Fall war."