Angesichts des Desasters bei diversen US-Investmentbanken, das die gesamte Finanz- und Börsenwelt innerhalb einer Woche in ihren Grundfesten erschütterte, gibt der IWF eine überraschend optimistische Prognose ab.
"Das wahrscheinlichste Ergebnis ist, dass die gegenwärtigen Finanzturbulenzen in vielen Industriestaaten allein eine schrittweise Erholung der Wirtschaftsaktivität 2009 nicht verhindern werden", so John Lipsky, Vizedirektor des Internationalen Währungsfonds (IWF).
Dabei hatte Lipsky nach dem Kollaps des US-Investmenthauses Lehman Brothers zu Beginn der Woche noch eine Neuordnung des Weltfinanzsystems vorhergesehen: "Die Finanzmärkte werden am Ende sowohl mit Blick auf die Strukturen der Märkte als auch auf die Institutionen selbst nicht mehr so sein, wie sie einmal waren", so Lipsky.
Es wäre keine Überraschung, wenn nach den Ereignissen der vergangenen Woche weitere Finanzhäuser in ihrer bisherigen Form nicht überleben würden. Dennoch könne ein schwerwiegender Abschwung der Weltwirtschaft vermieden werden, meint der IWF.
"Die unmittelbaren Auswirkungen der Bankenkrise auf die deutsche Konjunktur werden begrenzt sein", erklärt Stefan Kooths, Konjunkturexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) . So sei etwa eine Verknappung der Kredite an private Haushalte nicht zu erwarten, wie sie auch im bisherigen Verlauf der Finanzkrise nicht eingetreten sei.
"Im kommenden Jahr wird es zwar keinen krassen Einbruch der Konjunktur geben, die Jahresraten werden im Vergleich zu 2008 aber zurückgehen", prognostiziert Kooths.
Demnach werde sich die deutsche Wirtschaft im Gegensatz zur globalen Prognose des IWF im kommenden Jahr weiter eintrüben.
Angesichts der Bankenkrise hat die US-Regierung unterdessen einen umfassenden Rettungsplan für die wankende Finanzwelt vorgelegt. Diesem zufolge wolle Washington Schulden der angeschlagenen Institute in Höhe von 500 Mrd. Dollar übernehmen, wie CNBC berichtet.
Zwar schlage die damit größte Staatsintervention seit den 1930er Jahren ein enormes Leck in die Staatskasse, US-Finanzminister Henry Paulson strebe jedoch eine "zügige Lösung" an, um die Wall Street von der Schuldenlast zu befreien.
Damit stehe der größte Umbau der US-Finanzwelt seit der großen Depression in den 1930er Jahren bevor. "Seit damals hat sich einiges verändert. Eben weil man diese Erfahrung gemacht hat, ist mit der heutigen Krise anders umzugehen", betont Kooths. Wie die USA die erforderlichen Mittel aufbringen und diese Herausforderung bewältigen wollen, bleibt vorerst noch unklar.
Das Wall Street Journal befürwortet die Pläne von US-Finanzminister Henry Paulson und US-Notenbank-Chef Ben Bernanke, US-Banken im großen Stil notleidende Kredite abzukaufen und so die Paralyse des weltweiten Finanzsystems zu durchbrechen.
Dabei seien die Details entscheidend: Der Steuerzahler müsse geschützt werden, außerdem sollten die Banken eine Strafe dafür zahlen, dass sie ihre Kredite loswerden, fordert das Wirtschaftsblatt.
Möglicherweise könne der Plan bereits bis Sonntag vom US-Kongress abgenickt werden, was rekordverdächtig wäre. "Aber nichts beschäftigt einen Politiker so sehr wie anstehende Wahlen", kommentiert das Blatt.