Sodom und Gomorra im US-Finanzsektor: Justan dem Tag, wo das US-Rettungsprogramm über 700 Mrd. USD vom US-Senatverabschiedet werden sollte, ging die größte amerikanische BausparkasseWashington Mutal in die Insolvenz. Dies hatte sich allerdings einige Tage schonzuvor angedeutet, da Washington Mutal händeringend nach Kapital beiUS-Beteiligungsgesellschaften suchte; aber keiner wollte so richtig helfend anbeißenwie schon zuvor bei Lehman Brothers.
Seit dem 15.September wurden aber über 16 Mrd. USD abgezogen und es entstanden langeSchlangen von Kunden, die ihr Geld abziehen wollten. Die drittgrößte Bank derUSA mit über 2400 Filialen hat Einlagenin Höhe von 188 Mrd. USD und Vermögenswerte von rund 307 Mrd. USD. Da die Bankihren kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen konnte, schlossdie Aufsichtsbehörde OTS die Bank über Nacht am 25. September. Teile des Institutswurden für 1,9 Mrd. USD in einem Notverkauf an JP Morgan verkauft, die schonBear Stearns zuvor für „Peanuts“ erwarb.
Damit wurdenach AIG und Lehman Brothers nun schon die Dritte große Schieflage in den USA inwenigen Tagen in Folge gemeldet. Der nächste Pleitekandidat ist nun dieviergrößte US-Bank Wachovia, die jetzt angeblich von der Citibank in einemNotverkauf aufgesaugt werden soll. Der Kurs der Bank Wachovia brach am Freitagschon um 40% ein. Das Bankensterben geht somit wie von mir erwartet undvorausgesagt weiter. Man kann dem deutschen Finanzminister Steinbrück nur zustimmen,dass es sich dabei um ein „Erdbeben in der internationalen Finanzarchitektur“handelt und dass die „Wall Street nicht mehr das war, was sie einmal war“. Obdas Verbieten von Leerverkäufen das probate Mittel sind, der Krise Herr zuwerden, wage ich zu bezweifeln. In China wird übrigens gerade jetzt neu der Leerverkauferlaubt, um die Börse Shanghai attraktiver zu machen. Auch die leidigeDiskussion um Managergehälter trifft nicht den Kern des Problems. Es war sicherlichein Fehler von US-Finanzminister Paulson, Lehmann Brothers nicht zu retten, denn der Kollateralschadenfür die US-Wirtschaft, vor allem für die US-Steuerzahler, und die ganze Weltist zu groß.
Auch Bush istunglaubwürdig, wenn er einen Monat zuvor noch die „Effizienz der Märkte“ lobtund nun warnt, dass die USA unmittelbar vor einer Rezession und Massenarbeitslosigkeit,also vor einem Desaster, steht, wenn sein 700 Mrd. Rettungsplan nichtdurchkommt. Das BSP-Wachstum in den USA wurde übrigens für das 2Q08 von 3,3 auf2,8% nach unten korrigiert. Auf das BSP-Wachstum im 3Q08 – ohne Steuergeschenkeund Notkonjunkturprogramm - darf man gespannt sein. Es wird Zeit, dass Bushabtritt, damit er nicht noch schnell einen Grund für einen Iran-Krieg sucht undfindet, um von den internen Problemen abzulenken. Ob die Nachfolger den großen finanziellenund wirtschaftlichen Herausforderungen der USA gerecht werden können, wage ichauch zu bezweifeln, wobei Obama sicherlich die bessere Lösung für die USA undWelt wäre. Wirtschaftskompetenz und Krisenmanagement sind aber nicht gerade dieStärken von Obama.
Möglicherweisesteht den USA aber das Schlimmste so oder so noch bevor, nämlich dann, wenn dieUSA aufgrund von vermehrten Privat-Insolvenzen in eine Konsumenten-Krise in diesemJahr zu Weinachten oder im nächsten Jahr kommen sollte. Erschwerend kommthinzu, dass die Bürger und Unternehmen in den USA keine neuen Kreditlinien mehrbekommen. Deswegen hat General Motorsauch schnell „vor Toresschluss“ seine Kreditlinie mit 4,5 Mrd. USD voll ausgeschöpft.General Motors hat in den letzten beiden Jahre schon über 40 Mrd. USD versenkt,was eines der größten Verluste in der US-Unternehmensgeschichte ist. Was GM in 2 Jahren schaffte, gelang auch UBSin diesem Jahr. Wenn aber GM Pleitegehen würde, hat die USA ein Problem, vom dem sie sich nicht so schnell erholenkönnte, denn das Anleihenvolumen beträgt über 300 Mrd. USD. Die Anleihenbefinden sich bereits im Keller auf Fast-Pleite-Niveau wie übrigens es weltweiteinen Unternehmensanleihen-Crash letzte Woche gegeben hat. Aber die ganze Weltwird wohl nicht Pleite gehen, oder?
Es kann aberzu einer Kreditklemme in den USA kommen. Die chinesische BankenregulierungsbehördeCRBC hat jetzt schon allen chinesischen Kreditinstituten untersagt, amerikanischenBanken Kredite zu geben bzw. Anleihen zu zeichnen. Sieben chinesische Banken sindbei Lehman Brothers mit 721 Mio. USD engagiert, was aber noch gut verkraftbarist. Auch die Mrd-Kredite des deutschen Genossenschaftssektor und derLandesbanken sind verkraftbar. Auf der anderen Seite kaufen sich Chinesen jetztgünstig in den USA ein und sind auf einmal willkommen Investoren.
Wenn es nunnoch zu einem allgemeinen „Bankenrun“ in den USA kommen sollte wie zuletzt bei WashingtonMutual oder der East Asia Bank in Asien, dann ist wahrlich nichts mehr in denUSA zu retten. Schon jetzt darf man aber die Frage stellen: wer rettet die USAin Zukunft. In jedem Fall müssen China, Japan und Saudi-Arabien US-Anleihenweiterhin großvolumig aufkaufen, damit die USA nicht Pleite geht. Desweiteren darf ich die provokative Fragestellen? Brauchen wir überhaupt noch Banken? In der arabischen Welt werden inder Regel nur neue Investitionen aus zuvor verdienten Cash finanziert.Sicherlich brauchen Innovationen und Neugründungen Kapital, aber es gibt mittlerweilegenug Unternehmen und Privatpersonen, die wie Banken fungieren und potente Geldgeberunter bestimmten Konditionen sind. Man mag sich nur einmal in den Trump Towerin New York begeben, wo der Quadratmeter immer noch 12.000 USD kostet (ebensowie in zentralen Lagen in Moskau) und wo die Manager mit dem Hubschrauber zumArbeitsplatz in Manhatten geflogen werden, dann weiß man, dass noch genug Geldauch in den USA vorhanden ist.
Eines der Kernproblemevon Ländern, Unternehmen und Privatpersonen ist die Tatsache, dass sie über ihreVerhältnisse leben und schon das ausgeben, was sie in Zukunft gar nicht verdienenkönnen. Hier muss es irgendwann zum Knall kommen und dies deutet sich in denUSA in vielen Bereichen an. So macht der Börsen-Guru Mark Faber deutlich, dass700 Mrd. USD nicht ausreichen werden, um die US-Finanzkrise zu verhindern. Er meintsogar, dass 5 Billionen USD notwendig sind, um die USA zu retten. Nach demSubprime-Problem kommt jetzt das CDO-Problem, das zu bewältigen ist. Auf der anderenSeite gibt es in der Tat Licht am Ende des Tunnels und es nicht derentgegenkommende Zug.
Die zweite Gewinnwarnungvon General Electric um 2 Mrd. USD vor allem aufgrund von Schieflagen imFinanzsektor bestätigt zwar, dass es mit der US-Finanzwirtschaft abwärts geht:es bestätigt aber auch, in Teilbereichen immer noch viel Geld verdient wird -auch bei GE und zwar 20 Mrd. USD!. Zudem will GE ein Aktienrückkaufprogramm imVolumen von 15 Mrd. USD demnächst starten, was ein gutes Zeichen ist. Ebensowie Siemens ist GE einer der größten Banken der Welt schon durch die enormeLiquidität, die vorhanden ist und angelegt wird, demnächst in eigenen Aktien. DerAktienkurs brach dennoch von 28 auf 24 USD ein, was zeigt wie nervös die Anlegersind. Die USA könnte zwar im nächsten Jahr aufgrund der hohen Verschuldung imFalle einer Rezession in eine noch nie dagewesen Schieflage kommen und die Weltmarktführung alsIndustrienation schneller verlieren, als ihnen lieb ist; dafür kommen aber immermehr Emerging Market-Kapitalisten nach vorne, die die Gunst der Stunde nutzenund beherzt zugreifen. Der Dow Jones Industrial Index stieg im Vorgriff auf das US-Rettungsprogramm amFreitag um 121 bzw. 1,1% auf 11.143 Indexpunkte. Auch die Anleger in Russlandscheinen im Moment wenig zu differenzieren und verkaufen auch die Aktien vonden Unternehmen, die in diesem Jahr neue Rekordgewinne melden werden. Auf dieseWeise wird es eine Reihe von Schnäppchenkursen geben. Auch russische Blue Chipskündigen jetzt reihenweise Aktienrückkaufprogramme an.
Die DeutscheBahn AG will trotz der Finanzkrise am 27. Oktober an die Börse gehen, wassicherlich sehr mutig ist. Die russische Bahn hat schon angedeutet, dass siesich mit 5% an der Deutschen Bahn AG beteiligen will. Dabei wächst der Logistiksektorin Russland noch wesentlich dynamischer als in Deutschland wie schon das IPO indiesem Jahr von Globaltrans, dem größten privaten Bahnfrachtunternehmen Russlandsmit einem Umsatzwachstum von 30-40% zeigte. Auch der deutsche Maschinenbauwert Gildemeisterwird von einem russischen Großinvestor umworben, der angeblich 42 € pro Aktiezahlen will. Des einen Freud, des anderen Leid. Die Reichen aus China, Indienund Russland gehen jetzt auf Schnäppchenjagd. Tun Sie es auch, aber bitte nurmit “Abstauberlimits“, denn Russland ist jetzt der preiswerteste Emerging Marketder Welt mit einem KGV von 4-6. Aufgrundder hohen „Vola“ bestehen jetzt gute Trading-Chancen auch im Hinblick auf einemögliche Rallye zum Jahresende. Welche Aktien Sie jetzt kaufen oder verkaufenwollen, können Sie der täglich aktualisierten Ostbörsen-Hotline 09001-8614001(1,86 €/Min.) entnehmen.
Hinweis: Dasnächste ESI-Ostbörsen-Seminar „Go East“ wird am 12. November 2008 um 17.30 Uhrin Frankfurt/M stattfinden. Referenten sind die beiden Ostbörsenexperten StefanLaxhuber und Andreas Männicke. Melden Sie sich rechtzeitig an bei der ESI GmbH,Jüthornstr. 88, 22043 Hamburg, Fax: 040/6570884, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!