Haben Sieauch Angst um Ihr Geld? Nachdem die Pleitewelle im Bankensektor auch die HYPOReal Estate, also die drittgrößte Hypothekenbank Europas, erreicht hat, fragensich viele Menschen besorgt in Deutschland, ob ihr Geld bei ihrer Banküberhaupt noch sicher ist.
Rettungsaktionen sind jetzt inder ganzen Welt zu beobachten: die russische Regierung gab der VEB Bank (Außenhandelsbank)ebenfalls 50 Mrd. USD in die Hand, damit die russischen Banken ihren Zahlungsverpflichtungenim Ausland nachkommen und einen „Default“ vermeiden können. Es brennt also nachwie vor lichterloh in der Welt und alle Notenbanken der Welt pumpen im Moment Geldin den Markt, um einen weltweiten Finanzkollaps zu vermeiden.
Die größte Rettungsaktionüberhaupt ist aber das von Bush vorgeschlagene 700 Mrd. USD Rettungspaket deramerikanischen Regierung, das am Freitag vom US-Repräsentantenhausverabschiedet wurde. Es bleiben aber noch viel Fragen offen wie zu welchenKonditionen die amerikanische Regierung die bis dato fast wertlosen bzw. illiquiden„Ramschpapiere“ aufkaufen will.
Angeblich sollen Auktionen stattfinden, wo dieBanken ihre Ramschpapiere anbieten. Es ist fraglich, ob damit Bankinsolvenzenin Zukunft vermieden werden können. Zudem wäre eine Kapitalspritze im Volumenvon 700 Mrd. USD wesentlich wirkungsvoller gewesen, da viele Banken immer nochin Relation zu den risikoreichen Anlagen unterkapitalisiert sind.
Es istnämlich so, dass viele Vorstände und schon gar nicht die Aufsichtsräte einenÜberblick über außerbilanzielle Zweckgesellschaften, den off shore-Gesellschaftenauf de Bahamas &Co und anderen Steueroasen, haben. Die „Monster“ im Bereichder Finanzderivate sind vielfach zu groß und undurchschaubar geworden. Esschwirren in der Welt Billionen USD von Forderungen umher, wo nicht klar ist,ob es dafür einen Rückzahlungs- bzw. Refinanzierungsmöglichkeiten gibt bzw. obdie Kreditversicherungen ausreichen, um den Schaden zu begrenzen.
Es sind inder Tat um mit Bundespräsidenten Köhler und Investmentlegende Buffet zu sprechen„Monster“ und „Massenvernichtungswaffen“ im Finanzderivatebereich entstanden,die keiner außer den Initiatoren mehr versteht und die Dimensionen erreicht haben, die dasWelt-Finanzsystem zum Kollaps bringen können. Jetzt ist überall sogar in denUSA der Ruf nach mehr Transparenz und Kontrolle groß. Er kommt nur etwas spät,hoffentlich nicht zu spät!
Es gibt Experten,die ausrechnen, dass mindestens 2,5 Billionen USD, wenn nicht sogar 5 BillionenUSD notwendig sind, um wirklich wieder Vertrauen ins Bankensystem weltweit zubringen und alle großen Schieflagen bei den „Asset Backed Securities“ (ABS)aufzufangen.
Das große Problem sind weiterhin die Kreditderivate und gehebeltenProdukte und deren Versicherungen. Der Deutsche Bank AG-Chef Josef Ackermann fordertnun, dass sich Europa ein ähnliches Rettungspaket einfallen lässt, was nur zeigtwie dramatisch die Situation immer noch ist. Dabei hielt er die Krise imFrühjahr schon für „abgehakt“.
Bankvorständen kann man bei ihren Aussagenwahrlich nicht mehr trauen, wenn es Liquiditätsfragen und Krisenanfälligkeitder eigenen Bank geht. Der französische PräsidentSarkozy hat daher auch vorgeschlagen, dass jeder europäische Staat 3% des BSP für eine Rettungsaktion zurVerfügung stellen soll, um den Mega-Gau, also die Kernschmelze in Finanzsystemzu verhindern. Angela Merkel ist jedoch dagegen und will van Fall zu Fallländerindividuellen Problemlösungen vorschlagen.
Das große Problemist das „Counterpart Risk“, also das Risiko der Gegenpartei von Krediten/Anleihen.Wenn eine Großbank Pleite geht, schleppt sie gleich einen ganzen Rattenschwanzvon Banken mit sich, die in schwere Liquiditäts-Schieflagen kommen können. Fürviele Banken besteht jetzt das Problem der Refinanzierung und Anschlussfinanzierungvon Anleihen und Kreditderivaten. Für Unternehmen besteht das Problem einermöglichen Kreditklemme, die die Weltwirtschaft erlahmen lässt. Und dann geht esin „Eingemachte“ wie Konsumentenkredite und Unternehmenskredite.
Man bedenke,dass alleine die Insolvenz von Lehman Brothers Verbindlichkeiten von 600 Mrd. USDunter Chapter 11 zur Abwicklung bringt. Das ist so als ob Russland im Jahr 1998ausgelöscht und „abgewickelt“ wird, denn das BSP betrug damals auch nur 600-700Mrd. USD. Bei der Hypo Real Estate stehen 400 Mrd. € auf dem Spiel. Wenn diese Großbankenin die Insolvenz gehen, kommen viele „Counterparts“, also auch andere Bankenund Versicherungen in ernsthafte Zahlungsschwierigkeiten usw..
Noch schlimmeraber wäre es, wenn der normale Sparbuchkunde und Anleger die Nerven verliertund das Geld von der Bank abziehen will. Wenn dies massenweise aufgrund von Gerüchtenüber eine Pleitegefahr geschieht, nennt man dies einen „Bankenrun“.
Diesgeschah im September bei der größten amerikanischen Bausparkasse WashingtonMutal in den USA und der East Asia Bank in Asien. Zuvor war Nothern Rock inEngland Opfer eines Bankenruns und wurde dann vom Staat aufgefangen. EinBankenrun in Europa (Deutschland) bei mehreren Banken mit langenMenschenschlangen vor allen Bankfilialen gleichzeitig ist (noch) unvorstellbarund wäre auch fatal, weil dann keine Bürgschaft und auch kein staatliches Rettungsprogrammnützen würde.
Daher hat dieirländische Regierung vorsorglich die Einlagen für alle 6 Großbanken bis2010 als sicher garantiert, um einenBankenrun zu verhindern. Dabei scheint es der irländischen Regierung nicht zustören, das dieses Versprechen das Doppelte des BSP beträgt. In einem solchenFall wäre der Staat selbst fast Pleite.
Auch an diesen Gedanken wird man sichin Zukunft gewöhnen müssen. Auch Staaten können Pleite gehen wie zuvorArgentinien und Russland! Auch Japan ist schon mit 180% des BSP verschuldet. DieUSA kommen bald in ähnliche Regionen, wenn sie so weitermachen. DieVerschuldungsgrenze wurde in den USA jetzt von 9,6 auf auf 11 Billionen USDerhöht.
Mit dem Rettungsprogramm erhöht sich das Haushaltsbilanzdefizit aufüber 1 Billion USD, wobei die Schulden von Fannie Mae und Freddie Mac nochnicht mitgerechnet sind und das sind immerhin 5 Billionen USD. Im Falle eines Bankenrunsbei mehreren Großbanken würde der Einlagensicherungsfonds nicht ausreichen, umdie Spargelder wieder zurückzahlen zu können. Der Einlagensicherungsfonds istdurch die Lehman Pleite fast leer, wird aber wieder aufgefüllt. Es brennt aberlichterloh im Bankensektor!
Die Gefahr,die ich sehe ist, dass die Kriegsgefahr zunimmt, wenn die Finanz- undWirtschaftskrisen überhand nehmen. Schließlich ist auf der Weltwirtschaftskrise1929 ein Weltkrieg entstanden. Nur haben jetzt viele Weltmächte Atombomben.Diese Gedanken wollen wir lieber nicht weiterspinnen.. Ich halte denNATO-Gipfel in Tiflis für einen Fehler, weil er eine Provokation für Russlanddarstellt. Ebenso ist das Raketenabwehrsystem auf polnischen und tschechischenBoden eine Provokation in russischen Augen.
Das nächstebrisante Thema wird der Iran werden, wo das Atomkraftwerk im Oktober ans Netzgehen wird. Auch dies ist schon jetzt Bestandteil des US-Wahlkampfes und die Republikaner könnten versuchen, wieder„Kriegsthemen“ wie Irak/Iran in den Vordergrund zu bringen, nachdem McCaine inWirtschaftsfragen offensichtlich nicht kompetent genug ist und auch seinMannschaft nicht hinter sich hat.
Ein Bombenanschlag wie in Südossetien kommtda ganz gelegen und wie die Iran-Atomfrage geklärt wird, ist auch noch offenDas sind zwei für den Weltfrieden (und die Weltbörsen) gefährliche Trumpfkarten für McCaine, die er noch imWahlkampf bis 4. November ausspielen könnte …(hoffentlich nicht!).
Trotz desUS-Rettungspakets ging die Wall Street am Freitag in den letzten Handelsstundenwieder in die Knie. Der Dow Jones verlor in wenigen Stunden um fast 500 Punktevon 10.800 auf das neue Jahrestief von 10.325 Indexpunkten, während er vor derEntscheidung noch 300 Punkte im Plus war. Dies ist ein sehr schlechtes Zeichenfür die nächste Woche.
Wenn der Dow Jones unter 10.300 Indexpunkte fällt bzw.der S&P-Index unter 1100, droht ein weiterer Mini-Crash bzw. Kursverlustvon 5-10% in wenigen Tagen. Der DAX wird wohl am Montag wieder mit einem Gapvon 160 Punkten nach unten eröffnen, womit der Tagesgewinn von heute wiederverloren ist. Ich nehme aber an, dass der DAX dann wieder das Gap schließenwird, weil der S&P-Future (künstlich?) über Globex nach oben geht. Bei unter5500 Indexpunkten könnte der DAX schnell bei 5000 Indexpunkten landen.
Es kann abergut sein, das das „Plunge Protection Team“ in den USA am Montag wieder auf denPlan tritt und die Wall Street rettet, indem S&P Future im großen Volumen gekauftwerden und so ein „Short-Squeeze“ bzw„Short Covering“, also das Eindecken von Short-Positionen auslöst. Achten Siedaher auf die S&P-Future vor und nach Handelseröffnung. Der Nikkei-Indexdürfte auf unter 10.800 Indexpunkte einbrechen und damit wieder auchPanikreaktion an der Moskauer Börse auslösen. Die Unsicherheit bei den Anlegernist wieder sehr groß, so dass wieder Panikverkäufe und Zwangliquidierungen vonHedgefonds möglich sind, die selbst in arger Not sind. Eine weitereTsunami-Welle könnte also nach dem „Erbeben der internationalen Finanzarchitektur“folgen.
An derMoskauer Börse wurde der Handel am Freitag zum dritten Mal in den letzten 4Wochen ausgesetzt, nachdem die Aktien in wenigen Minuten um 5% einbrachen. Ambesten man wird jetzt alle Börsen schnell schließen, um Panikreaktionen zuvermeiden, aber das wird nicht möglich sein. In Südossetien kamen 7 russischeSoldaten bei einem Bombenanschlag ums Leben, wobei die russische Regierung dengeorgischen Geheimdienst dafür verantwortlich macht.
Das hört sich nicht gut an(auch für den Weltfrieden!). Verschwörungstheoretiker können auch vermuten,dass US-Geheimdienset dahinter stecken könnten, um McCain, der nun fast aussichtsloshinter Obama bei den Wahlumfragen zurück liegt, wieder als außenpolitischerKrisenmanager nach vorne zu bringen. Das würde dann aber wieder Krieg inGeorgien bedeuten, was in dieser Zeit weitere Panikreaktionen nicht nur inMoskau, sondern an allen Weltbörsen verursachen würde.
Dabei sollen jetztgerade EU-Beobachter nachprüfen, dass alle russischen Truppen bis 10. Oktober abgezogensind. Wenn sie jetzt aber wegen dieses ganz bewusst herbeigeführtenTerroranschlags wieder zurückkehren sollten, wäre dies ein herber Rückschlag –sogar für den Weltfrieden! Auch ein Terroranschlag in Deutschland oder den USA würdeins Bild der Verschwörungstheorie passenund kämen zur Unzeit für die Weltbörsen. Nur die Shortseller würden dann davonprofitieren.
Man kann nurhoffen, dass Medwedew/Putin diesmal besonnen(er) reagieren. Im erneuten Kriegsfallin Georgien würde die Moskauer Börse wieder einbrechen, weil ausländische Investorenihr Kapital panikartig abziehen werden. Auf der anderen Seite sind russischeAktien jetzt äußerst günstig bewertet, so dass die Kurserholung kräftig ausfallendürfte, wenn die Ausländer wieder zurückkommen. Im Moment ist daran aber nichtso schnell zu denken, da die Amerikaner und Briten ihre Brandherde im eigenenLand löschen müssen und Kapital weiter abziehen. Unter dem Kapitalabzug beiFonds leiden vor allem Small und Mid Caps – auch bei anhaltend guten Fundamentaldaten.
Ich erwarte alsoweiter turbulente Zeiten und einen heißen Oktober. Es wird trotz desUS-Rettungspaketes weitere Banken- und vor allem Hedgefondspleiten geben. Crashtage,die wahrscheinlich kommen werden, sindaber auch an Ostbörsen Kauftage, wenn auch nur für einige Tage.
Der Bärmarktbleibt insgesamt intakt, da die 200 Tageslinien überall bei den großenWeltbörsen fallend sind. Die Aktien an der Wall Street sind bisher erst um 20%gefallen und in Anbetracht der Gewinnverminderungen im Banken- undAutomobilsektor immer noch zu teuer. Die Automobilbranche bekommt jetzt in denUSA eine 25 Mrd. USD-Kredit, verschuldet sich damit aber immer mehr. DieUS-Verschuldung steigt insgesamt dramatisch an. Ich rechne mit vielen Pleitenvon Kommunen und Ländern in den USA in 2009. Auch Kalifornien ist schon am Rand der Pleite.
Die Wall Streetist bisher – man höre und staune! - dennoch von den großen Weltbörsen die am bestenperformende Börse der Welt, obwohl in den USA die Verschuldungsprobleme am größtensind. Die relativ stabile Wall Street könnte wie erwähnt eine Folge des „PlungeProtection Teams“ sein, das bisher einen Crash wie 1987 erfolgreich verhindernkonnte.
Die 777 Dow Jones-Indexpunkte am schwarzen Monat im September war „nur“ein Kursverlust von 8% während der 87-er-Oktober-Crash einen Kursverlust von19% bei etwas über 500 Indexpunkten zur Folge hatte. Obwohl die Welt-Aktienkapitalisierung schonvon 62 auf 42 Billionen um 20 Billionen USD (!) seit Oktober 2007 abnahm, könnendie Kursverluste noch größer werden. An dem „Schwarzen Montag“ gingen an der WallStreet über 1 Billion USD verloren, die am nächsten Tag dann fast wieder zurückgewinnenwurden. Diese volatilen Kursprüngen werden sich fortsetzten.
Dies zeigtschon, dass 700 Mrd. USD nicht ausreichen werden, um die Finanzkrise in den USA bzw. gar weltweit beherrschenzu können. Der IWF schätzt alleine die Verluste im Bereich der Subprime-Krediteauf über 1 Billion USD. Ich erwarte dennoch bei einer Bärmarktrallye, die irgendwann zum Jahresende kommen wird, keine Bodenbildung, so dassder Anleger nur mit gestaffelten Abstauberlimits in ausgewählte Blue Chips beiseiner Schnäppchenjagd in den Markt gehensollte.
Das Timing wird beim „Bottom Fishing“ ohne Boden nicht einfach werden.Das wichtigste ist aber, dass wieder Vertrauen in den Bankensektor kommt, wasim 4. Quartal gut sein kann, da jetzt wohl alle Restabschreibungen erfolgen.Dann wird der Anleger sehen, dass es auch Gewinner geben wird wie die Bank ofAmerica, Goldman Sachs und JP Morgan in den USA oder Sberbank in Russland.Waren Buffet investierte schon einige Milliarden in Goldman Sachs und GeneralElectric. Der kann aber auch lange Warten und vor allem Nachlegen, wenn dieKurse weiter fallen sollten. Können Sie das auch? Es gibt jetzt schonvielerorts „Schnäppchenkurse“, die zum Einstieg locken, wobei das Timing desoptimalen Einstiegs sehr schwierig ist. Ich empfehle daher weiterhin, auch inOsteuropa selektiv mit gestaffelten Abstauberlimits in den Markt zu gehen. Cashbleibt King!
Daher istmein Motto auch bei meinem Ostbörsen-Seminar „Go East“ am 12. November 2008 um 17.30 in FrankfurtM. „In der Krise liegt die Chance“. Bis dahin dürfte aber noch einiges passieren. Welche Aktien Sie jetzt kaufen oder verkaufensollen, können Sie der täglich aktualisierten Ostbörsen-Hotline 09001-8614001(1,86 €/Min.) entnehmen.