Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in Deutschland würden die Vergabe des Friedensnobelpreis an die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg begrüßen.
"Indem sie die junge Generation für das Thema begeistert hat, hat Greta Thunberg einen großen Beitrag dazu geleistet, dass die Klimapolitik in der westlichen Welt nun schon seit vielen Monaten ganz weit oben auf der Agenda der öffentlichen Diskussion steht", sagte der Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Christoph M. Schmidt, der "Welt" (Mittwochsausgabe). Der Friedensnobelpreis wird im Oktober vergeben.
Dem Vergleichsportal Oddschecker zufolge bieten derzeit sieben Londoner Buchmacher Wetten dazu an. Bei allen sieben liege Thunberg mit großem Abstand vorn.
Auch die Energieexpertin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Claudia Kemfert, glaubt, dass Thunberg "den Friedensnobelpreis hoch verdient" habe. "Sie trägt dazu bei, dass Klimaschutz in den politischen Entscheidungen einen hohen Stellenwert bekommt. Damit trägt sie zum globalen Friedensprojekt bei", so die Energieexpertin weiter.
Der Vorsitzende der Linken-Bundestagsfraktion, Dietmar Bartsch, zählt ebenfalls zu den Befürwortern: Thunberg gebühre großer Respekt, den "entscheidend von Menschen verursachten Klimawandel oben auf die politische Agenda gesetzt zu haben", sagte Bartsch.
Sie würde den Preis "deshalb auch stellvertretend für eine Generation erhalten, die keine Geduld mehr mit Politikern hat", die Themen so lange in die Zukunft schöben, "bis zu wenig von dieser Zukunft bleibt", so der Linken-Politiker weiter.
Internet-Unternehmer und Ex-Bundesvorsitzender des Verbands "Die Jungen Unternehmer", Hubertus Porschen, sagte, dass Thunberg Überzeugungen habe und kreativ sein. "Eigenschaften, die bei vielen Kindern über den Durchlauf durchs Bildungssystem verloren gehen. Ich würde mich freuen, wenn so ein engagierter junger Mensch mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wird", so Porschen weiter.
Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf, lobt das Klima-Engagement der Jugend. Er finde es gut, dass "sich junge Menschen für Politik und ihre Zukunft engagieren - ohne Wenn und Aber", sagte Kempf der "Welt". Jede Generation habe "die Pflicht, ihren Beitrag zu leisten, dass die Gesellschaft sich positiv entwickelt".
Jüngere Generationen sollten und müssten "ihre Stimme erheben und sich einmischen. Solange man miteinander im Gespräch bleibt, lassen sich auch große Herausforderungen bewältigen", so der BDI-Präsident weiter.
Es gibt jedoch auch Kritik und Skepsis. Ablehnend äußerten sich auf Anfrage der Zeitung Fritz Vahrenholt, Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung, Björn Lomborg, Gründer der Denkfabrik Copenhagen Consensus Center, und Thomas Mayer, Gründungsdirektor des Flossbach von Storch Research Institute.
Auch die Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Alice Weidel,
kritisierte die Chancen Thunbergs auf den Friedensnobelpreis. Thunberg sei zu "einer quasi-religiösen Ikone einer hypermoralisierten Klimakampagne hochstilisiert worden", sagte Weidel der "Welt". Das sei "verheerend für die Debatte um Umweltpolitik, die auf wissenschaftlicher und nicht pseudomoralischer Grundlage geführt werden" müsse. "
Deshalb bin ich der Meinung: Das Nobelpreiskomitee sollte sich nicht ein weiteres Mal blamieren", so die AfD-Politikerin weiter.
Foto: Greta Thunberg, über dts Nachrichtenagentur