Bundesbank-Präsident Axel Weber macht FOCUS zufolge außerdem Druck, die empfohlene Kernkapitalquote deutscher Kreditinstitute zu erhöhen. Sie liegt derzeit zwischen sieben und neun Prozent. Möglich seien Untergrenzen von „neun, aber auch zehn Prozent“, sagte ein führender Bankmanager FOCUS.
Klaus-Peter Müller, Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken, sieht „unbestreitbare Vorteile“ einer Teilverstaatlichung der Banken, wie sie in den USA und Großbritannien vorgenommen wurde.
Dort könnten aus der Annahme des Hilfsprogramms „keine diskriminierenden Rückschlüsse auf die wirtschaftliche Lage der Banken gezogen werden“, sagte er in einem SPIEGEL-Gespräch. Für die deutsche Lösung spreche die größere Flexibilität. Müller zeigt sich optimistisch, dass nachder Verabschiedung des Finanzmarktstabilisierungsgesetzes in Berlin „das Vertrauen zurückkehren“ werde.
Er geht davon aus, „dass die deutschen Steuerzahler letztlich keinen Euro verlieren werden“. Der Bankenpräsident, gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der Commerzbank, macht die amerikanische Regierung für die Verschärfung der Krise verantwortlich, weil sie die Investmentbank Lehman in den Konkurs gehen ließen.
Aber er sieht auch „gravierende Fehler“ bei deutschen Banken. Viele Kreditinstitute hätten sich zu lange auf die Ratingagenturen verlassen. Als Konsequenzen aus der Krise fordert Müller eine europäische Bankenaufsicht und eine Reform der Bonussysteme. Boni sollten nicht mehr für vermutete Erträge in der Zukunft gezahlt werden.
Müller: „Wenn jemand für ein zehn Jahre langlaufendes Geschäft alle Erträge in das erste Jahr legen kann, wird nicht berücksichtigt, was in den darauf folgenden Jahren passiert. So etwas darf es nicht mehr geben.“