Die niederländische Großbank ING muss angesichts der Finanzkrise zehn Milliarden Euro Staatshilfen in Anspruch nehmen. Durch die Hilfe werde unter anderem die Kapitalbasis des Finanzkonzerns gestärkt, teilte die ING am Sonntagabend mit.
Zuvor hatte es offenbar über das Wochenende intensive Verhandlungen gegeben. Zentralbankchef Nout Wellink und Finanzminister Wouter Bos erklärten auf einer Pressekonferenz in der ING-Zentrale, der Einstieg des Staates solle auch dazu beitragen, das Vertrauen die ING-Kunden und -Aktionäre zu stärken.
ING sei ein gut geführter Konzern mit soliden Finanzen. Die größte börsennotierte niederländische Bank hatte sich in der Krise bislang besser geschlagen als viele Rivalen. Am Freitag hatte sie aber erklärt, erstmals seit ihrer Gründung 1991 einen Quartalsverlust ausweisen zu müssen.
Der Beihilfeplan sieht vor, dass die ING eine Milliarde bestimmter Wertpapiere zum Preis von zehn Euro pro Stück an den Staat ausgibt. Der Staat hat dann bei dem Konzern in etwa die gleiche Position wie gewöhnliche Aktionäre. Teil der Vereinbarung ist auch, dass die ING auf die Zahlung einer Schlussdividende 2008 verzichtet und das Management keine Bonus-Zahlungen erhält. Die ING kann die Papiere jederzeit für 15 Euro pro Stück zurückkaufen oder sie in gewöhnliche Aktien umtauschen.
Der Staat erhält auf die gekauften Papiere eine jährliche Zinszahlung von mindestens 8,5 Prozent - allerdings nur dann, wenn die normalen Aktionäre eine Dividende bekommen.
ING-Chef Michel Tilmant sagte, das Marktumfeld für die Bank und die Erwartungen an die Kapitalausstattung hätten sich in den vergangenen beiden Wochen geändert, nachdem es weltweit massive Kapitalspritzen für Finanzinstitutionen gegeben habe.
Die Kunden der ING würden dem Institut aber weiter vertrauen, denn es sei kein nennenswertes Kapital bei der Bank abgezogen worden. Am Freitag hatte die ING mitgeteilt, im dritten Quartal werde wohl ein Verlust von etwa 500 Millionen Euro anfallen.