Dennoch erklärte Josef Ackermann am Wochenende: „Wir sind eine der stärksten und am besten kapitalisierten Banken der Welt.“ Ackermannverwies wieder einmal auf die hohe „Kernkapitalquote“ der Bank. Er will diese Kennziffer, die nach den Regeln des Basler Ausschusses fürBankenaufsicht verlangt wird, von 9,3 Prozent auf rund zehn Prozent erhöhen, sagte Ackermann. Zudem will er die Quote durch eine bilanzielleUmschichtung verbessern.
Renommierte Risikospezialisten halten die Fixierung auf die Kernkapitalquote für gefährlich. Der Züricher Banken-Professor HansGeiger, ein Freund und Weggefährte von Josef Ackermann, nennt die Kennziffer ein „Schönwetterprodukt“, das den Krisentest nicht bestanden habe. So kam auch die Hypo Real Estate auf 9,3 Prozent Kernkapitalquote,bevor sie Probleme bekam.
Daher wollen sich Aufsichtsbehörden im Ausland künftig nicht mehr auf die Kernkapitalquote verlassen. In der Schweiz zum Beispiel verlangt dieNotenbank stattdessen eine höhere Eigenkapitalbasis im Verhältnis zur Bilanzsumme und somit eine absolute Verschuldungsgrenze. Die deutscheBankenaufsicht BaFin blieb bislang untätig.
Risiko-Experten beunruhigt unter anderem, dass die Deutsche Bank sehr hohe Vermögenspositionen hält, deren Wert derzeit gar nicht genaubeziffert werden kann, sondern nur geschätzt wird. In dieser Kategorie wies die Bank im Sommer 86 Milliarden Euro aus – mehr als doppelt soviel wie das Eigenkapital der Bank, das nur 33,6 Milliarden Euro betrug.