Der neu gewählte SPD-Chef Franz Müntefering hat den global agierenden Ban-
kern vorgeworfen, in den vergangenen Jahren „Kapitalistisch Roulette“ gespielt
zu haben. „Selbst die allergrößten Banker, die sonst immer voller Verachtung auf
uns kleine Politiker gucken, haben offensichtlich nicht gewusst, was sie eigentlich
anstellen“, sagte Müntefering der ZEIT. „Ich musste auch erst lernen, was die
Kameraden da machen. Kapitalistisch Roulette. Wir lernen jetzt alle bitter dazu.“
Müntefering räumte in dem Gespräch Versäumnisse der Politik ein, auch eigene.
„Wenn wir die ganze Wucht geahnt hätten, wären wir mit noch größerem Elan
an die Sache gegangen“, sagte der SPD-Chef. Die Zusammenhänge seien
„spektakulär kompliziert“.
In diesem Zusammenhang kritisierte Müntefering das „Omnipotenzgebaren“ der
Politik: „Wann haben wir denn schon einmal den Mut, zu sagen: Das weiß ich
jetzt auch noch nicht?“ Seine Sorge sei, „dass am Ende die Demokratie die
Treppe runterfällt“. Die Leute seien hellauf entsetzt, wenn sie hörten, dass Politi-
ker ein Stück ratlos seien. „Dagegen muss man ankämpfen und nach den richti-
gen Lösungen und Antworten suchen“, sagte Müntefering.
Der SPD-Chef warnte davor, vor dem Hintergrund der Weltfinanzkrise die Glo-
balisierung pauschal zu verdammen. Man könne nicht für oder gegen Globalisie-
rung sein, sie sei da. „Globalisierung bedeutet, dass die Welt geschrumpft ist.
Unzeitgemäß ist nur unser kleines, nationalstaatliches Denken“, sagte Müntefe-
ring. Der Nationalstaat sei gar nicht mehr ausreichend handlungsfähig. Die Men-
schen glaubten aber, er sei es. Globalisierung können nur durch internationale
Zusammenarbeit gestaltet werden: „Entweder gelingt uns Europa, oder es sieht
um die Demokratie schlecht aus. So dramatisch sehe ich das