OPEC: Keine Produktionskürzung? Zwangsliquidationen von „Papiergold“ durch Finanzinvestoren dürften Hauptgrund für die derzeitige Schwäche von Gold sein.
Energie:Der WTI-Ölpreis handelt heute Morgen leicht erholt bei 68 USD jeBarrel, nachdem gestern noch Tiefstände bei 66 USD verzeichnet wurden,der niedrigste Stand seit Juni 2007. Dies dürfte mit deraußerplanmäßigen OPEC-Sitzung morgen zusammenhängen, wo es allerVoraussicht zu einer Kürzung der Fördermenge kommen wird. Die gesternveröffentlichten Daten zu den US-Lagerbeständen trugen nicht dazu bei,dass sich die Stimmung am Ölmarkt nachhaltig aufhellte.
ieRohöllagerbestände stiegen in der letzten Woche um 3,2 Mio. Barrel unddamit etwas stärker als erwartet. Dies geschah trotz einer um 3%gestiegenen Nachfrage der Raffinerien nach Rohöl und einem stärker alserwartet ausgefallenen Anstieg der Raffinerieauslastung um 2,5Prozentpunkte auf 84,8%. Der Lageraufbau bei Benzin um 2,7 Mio. Barrellag im Rahmen der Erwartungen. Bei den Destillaten kam es zu einemunerwartet kräftigen Anstieg um 2,1 Mio. Barrel. Die Lagerbestandsdatenuntermauern damit das Bild eines Überangebots von Rohöl und einerschwachen Nachfrage nach Ölprodukten.
Dies dürfte gleichzeitig denFalken innerhalb der OPEC Argumente liefern, welche auf eine kräftigeKürzung der Fördermenge drängen. Der Iran brachte eine Kürzung um 2-2,5Mio. Barrel pro Tag ins Spiel. Ob sich dies durchsetzen lässt, istfraglich. So gibt Nigeria zu verstehen, mit einem Ölpreis von 80 USDgut leben zu können, will aber die eigene Produktion nicht kürzen, weilman auf die Öleinnahmen angewiesen ist. Dieses Dilemma stehtstellvertretend für die meisten anderen OPEC-Mitglieder.
Aus diesemGrund dürfte es der OPEC schwer fallen, sich auf eine deutlicheProduktionskürzung zu verständigen und diese dann auch durchzusetzen.Auch wenn der Ölmarkt bereits in einer Übertreibungsphase ist, kanndiese durchaus noch andauern. Damit der Ölpreis wieder über 70 USDsteigt, müsste sich die Marktstimmung bessern und der extremePessimismus weichen.
Edelmetalle: Gold istgestern weiter unter Druck geraten und notiert derzeit auf demniedrigsten Stand seit 13 Monaten bei 730 USD je Feinunze. Dersteigende US-Dollar und Zwangsliquidationen von „Papiergold“ durchFinanzinvestoren dürften Hauptgrund für die derzeitige Schwäche vonGold sein.
Offensichtlich befürchtet man auch, dass die Rezession zueinem scharfen Einbruch der Schmucknachfrage weltweit führen wird, daes weniger zahlungskräfiges Klientel gibt. Einen derartigen Einbruchkönnte die Nachfrage nach Münzen und Barren nicht kompensieren, weilder Schmucksektor rund 70% der Gesamtnachfrage ausmacht.
DasAnlegerinteresse nach physischem Gold ist weiterhin intakt. SPDR GoldTrust meldet per gestern unveränderte Goldbestände in Höhe von 755,64Tonnen. Wir erachten die derzeitige Schwäche bei Gold als übertriebenund rechnen mit einer baldigen Erholung. Zuvor müssen die o.g.Belastungsfaktoren jedoch an Einfluss verlieren.
Industriemetalle:Alle Industriemetalle gerieten gestern in den Abwärtssog und gabendeutlich nach. Der Metallindex LMEX der Londoner Metallbörse sank umweitere 5,9%. Der Drei-Monatskontrakt für Aluminium notierte heutemorgen kurzzeitig unter 2000 Dollar je Tonne.
Das World Bureau of MetalStatistics berichtete gestern von einem Nachfrageüberschuss von 781Tsd. Tonnen in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres. DasProduktionsplus von knapp 7% in diesem Zeitraum lag spürbar höher alsder Nachfrageanstieg um 3,7%. Wir denken, dass die zahlreichenProduktionskürzungen, die angesichts nach wie vor hoherProduktionskosten bei der Aluminiumherstellung noch zunehmen dürften,dieses Ungleichgewicht reduzieren und die Preise mittelfristigunterstützen werden.
Die Tendenzen in der stark zyklischenStahlindustrie sind weiter abwärtsgerichtet: Die weltweiteRohstahlproduktion sank im September gemäß International Iron and SteelInstiute um weitere 3,7% gegenüber Vormonat. Vor allem in China sankder Output drastisch um 7%. In Südkorea, fünftgrößtes Produzentenland,ist der Output nur leicht gesunken. Im Edelstahlbereich dürfte dersüdkoreanische Output dagegen spürbar fallen.
Posco, Asiens größterEdelstahlproduzent, kündigte gestern an, seine Produktion im laufendenQuartal um 30% zu reduzieren; im dritten Quartal war er bereits um 17%auf 334 Tsd. Tonnen verringert worden. Die Produzenten versuchen denderzeitigen Preisverfall durch Produktionskürzungen zu bremsen;kurzfristig sind aber vor allem bei börsengehandelten Industriemetallendie Rezessionsängste und Zwangsliquidationen dominierende Faktoren, diederzeit zu Übertreibungen führen.