Der NABU hat aus Anlass des diesjährigen Bonner UNO-Gespräches vor den wirtschaftlichen Auswirkungen durch den anhaltenden Verlust von Arten und Lebensräumen gewarnt. "Gegen den Verlust der Ökosysteme und der Biologischen Vielfalt nimmt sich die aktuelle Finanzkrise wie ein Sandkastenunfall aus", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Der Umweltökonom Pavan Sukhdev hatte am Freitag Abend die Zwischenergebnisse seiner Studie zur wirtschaftlichen Bedeutung von Ökosystemen und Biologischer Vielfalt vorgestellt, die er im Auftrag von Bundesumweltminister Gabriel und EU-Umweltkommissar Dimas erstellte.
So würden bis 2050 11 Prozent der noch im Jahr 2000 zur Verfügung stehenden Naturschätze verschwinden, da sie durch landwirtschaftliche Nutzung, Strassen- und Städtebau sowie die Auswirkungen des Klimawandels verdrängt werden. Allein mehr als 60 Prozent der weltweiten Korallenriffe seien bedroht, mit bisher unabsehbaren Folgen für den weltweiten CO2-Haushalt aber auch für den ohnehin bedrohten Fischreichtum der Meere, der bereits heute Schäden im Wert von mehr als 37 Milliarden Euro jährlich durch Überfischung erleide.
"Intakte Ökosysteme und die Biologische Vielfalt sind kostbare und unersetzliche Güter", erklärte Tschimpke. Die Biologische Vielfalt liefere eine Vielzahl an Dienstleistungen, die gar nicht oder nur mit hohem technischen und finanziellen Aufwand vom Menschen übernommen werden könnten. Leider erreiche Deutschland mit einer Gefährdungsrate von rund 40 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten immer noch einen der europäischen Spitzenwerte. "Wenn wir nicht handeln, steht uns die wirkliche Finanzkrise noch bevor", warnte Tschimpke. Wer jetzt über die Kosten von Natur- und Artenschutz klage, habe nicht begriffen, dass die dauerhafteste Wertanlage eine intakte Vielfalt von Lebensräumen und Arten sei.
"Leistungen, die eine intakte Natur für den Menschen liefert, müssen dabei auch in der Kosten-Nutzen-Rechnung des Menschen endlich angemessen berücksichtigt werden. Mit nur einem Bruchteil des Rettungspaketes für den Finanzsektors, nämlich 30 Prozent der Gelder aus dem Emissionshandel ab 2012, können Wälder und Moore effektiv geschützt werden", so Tschimpke. Diese Lebensräume verrichten mit ihren Funktionen wie Wasserspeicher, Luftreinigung und Kohlendioxidspeicher nicht nur effektive sondern zugleich kostengünstigste Klimaschutzmaßnahmen.