Vermutlich waren es die Landesbanken, die die meisten Zockereien begangen und damit horrende Verluste nicht für sich, sondern für den deutschen Steuerzahler eingefahren haben. Wer daher eine Verstaatlichung der privaten Geschäftsbanken oder dort mehr Eingriffsmöglichkeiten fordert, kann unter diesem Aspekt mit Recht als masochistisch veranlagt angesehen werden.
Jeder Bürger und jeder Unternehmer, also jeder Steuerzahler, muss genau berechnen, was kann er sich leisten und was er sich nicht leisten kann. Nur eben die deutschen Landesbanken mussten dies nicht. Wenn ihnen das Geld einmal durch Verzocken ausging, holten sie sich einfach neues von ihren Eigentümern, den Bundesländern –also dem Steuerzahler- und den Sparkassen, d.h. von den Sparkassenkunden.
Es wird immer offensichtlicher, dass das so genannte Rettungspaket auch bzw. hauptsächlich geschaffen wurde, damit die Landesbanken klammheimlich im Schatten der Weltfinanzkrise saniert und Kontrollfehler der Politiker und anderer Möchtegernaufsichts- und Verwatungsräte nicht weiter verfolgt werden.
Doch die Landesbanken brauchen nicht erst seit Ausbruch der Finanzkrise massive Geldinjektionen des Steuerzahlers. Nach Recherchen des Magazins «WirtschaftsWoche» haben die Landesbanken seit 1991 bereits durch den Steuerzahler finanzierte Kapitalspritzen in Höhe von mehr als 18 Milliarden Euro erhalten.
Auf dem zweiten Rang landet die nordrhein-westfälische WestLB, die seit 1991 Geldspritzen in Höhe von 3,7 Milliarden Euro und eine Landesbürgschaft in gleicher Höhe erhalten habe. Hohe Summen benötigten in den vergangenen Jahren zudem die baden-württembergische LBBW mit knapp 2,6 Milliarden Euro, die marode Landesbank Berlin mit 1,75 Milliarden Euro sowie die HSH Nordbank mit 1,4 Milliarden Euro. Die SachsenLB taucht in dieser Auflistung nur deshalb nicht auf, weil diese bisher lediglich Bürgschaften zu Lasten des sächsischen Landeshaushaltes erhalten hat. Zwischenzeitlich wurde sie von der LBBW übernommen.
Wozu man die Landesbanken überhaupt noch braucht, ist indes höchst unklar. Früher hatten sie einmal zwei zentrale Funktionen: Sie halfen erstens den Sparkassen bei Großfinanzierungen, im Auslandsgeschäft und beim Zahlungsverkehr.
Irgendwie kommt man unweigerlich auf den Gedanken, dass den Landesbanken ihr Geschäftsmodell mit der Zeit etwas abhanden gekommen sein könnte. Die Landesregierungen und Landesfürsten wollten dennoch nicht von ihren lieb gewonnenen Bankenspielzeugen und Politiker- und Funktionärabschiebebahnhöfen lassen, schließlich hätte man ja selbst einmal davon profitieren können, und weigerten sich in vielen Ländern, die Strukturen zu verkleinern.
Das Geschäftsmodell der Landesbanken halten Experten ohnehin für veraltet: "Sie sind nicht nur in besonderem Maße von der Krise betroffen, sie weisen auch eine geringe Rentabilität auf und verfolgen häufig wenig tragfähige Geschäftsmodelle", schreiben die "Fünf Wirtschaftsweisen" in einem Sondergutachten zum deutschen Finanzsystem.
Lesen wir erhellender Weise zum Schluss einmal, was Bundesfinanzminister Peer Steinbrück neulich im Bundestag zur Finanzkrise sagte:
"Wenn es auf den Weltfinanzmärkten brennt, dann muss gelöscht werden. Auch wenn es sich um Brandstiftung handelt. Danach müssen die Brandstifter allerdings anschließend gehindert werden, so was wieder zu machen. Die Brandbeschleuniger müssen verboten werden und es muss für einen besseren Brandschutz gesorgt werden.“ **
Wer nicht einmal für den Brandschutz im eigenen Hause sorgen kann, sollte erst recht keinen besseren Brandschutz für das Weltfinanzsystem fordern, meint
Manfred Beutler --->dieanderesteuerseite.de
* Lesen Sie den Kommentar vom12.04.2008:
Gier frisst Hirn, oder: Steinbrück erklärt uns die Finanzkrise
** Lesen Siehier Steinbrücks "Klartext" vom 15.10.2008