Mit seinem neuen Buch ‚Das grüne Paradoxon - Plädoyer für eineillusionsfreie Klimapolitik’ zeigt ifo-Präsident Hans-Werner Sinn dieParadoxien der deutschen Umweltpolitik.
Aus seiner Sicht kann das Klimaproblem nicht im Alleingang einiger grüngesinnter Staaten gelöst werden. „Die Politik kann nur scheitern, wennglobale wirtschaftliche Zusammenhänge außer Acht gelassen werden“,erklärt Sinn.
Deshalb muss jetzt umgedacht werden. Die vielfältigengrünen Gesetze von der Ökosteuer über die Biosprit-Quote bis zurFörderung regenerativer Energien müssen einem lückenlosen,weltumfassenden Handelssystem für Emissionszertifikate weichen. ImAlleingang kann keinerlei Wirkung entfaltet werden. „Wenn wir kommendenGenerationen eine lebenswerte Erde hinterlassen wollen, kommen wirnicht umhin, das Problem im Weltmaßstab anzugehen“, sagt Sinn.
Deutschland hat zwar die meisten Windflügel, die meisten Solarzellenund den meisten Biodiesel auf der Welt, doch kann damit das Klima nichtgerettet werden. Selbst wenn unser Strombedarf mit Windkraft undSolarzellen gedeckt werden könnte, würde dadurch keine Tonne wenigerKohlendioxid in die Atmosphäre gelangen.
Der europäische CO2-Ausstoßist nämlich über den internationalen Emissionshandel fixiert. Je mehrDeutschland auf erneuerbare Energien setzt, desto mehr Emissionsrechtewerden frei. Was die einen an Kohlenstoff einsparen, verbrauchenandere. Die Verwendung von Biosprit hat darüber hinaus fatale Folgenvon globalem Ausmaß: Wenn Energiepflanzen statt auf dem Teller im Tanklanden, mag das unser grünes Gewissen beruhigen, doch werden dieNahrungsmittel dann so knapp und teuer, dass weltweit Hungersnöteausbrechen.
„Die deutsche Umweltpolitik unterliegt einer Illusion“, kritisiertSinn. Diese Illusion besteht darin, dass wir durch das Vermeiden vonEmissionen und eine Verringerung der Nachfrage das weltweite Angebot anÖl und Erdgas senken können. Aber was, wenn die Herren über dieRessourcen nicht mitspielen, fragt Sinn.
„Die Scheichs, Hugo Chávez undRussland müssen ihr Öl und Gas nicht an uns verkaufen, sondern könnengenauso gut die Nicht-Kioto-Länder bedienen, die 70 Prozent desglobalen CO2 produzieren“, erläutert er und geht ins Detail: „Wirdrücken mit unserem Energiesparen die Preise und subventionieren denKonsum der Amerikaner und Chinesen, die dann noch mehr Spritschleudernfahren und umweltverschmutzende Fabriken hochziehen.“
Obendreinveranlassen wir die Scheichs, durch die Ankündigung, die Preise in derZukunft sogar noch stärker zu drücken als heute, heute noch mehr Öl undGas aus dem Boden herauszuholen als ohnehin schon. Das beschleunigt denKlimawandel.