Porsche will VW-Konzern möglichst schnell übernehmen - Sportwagenbauerbietet umfangreiche Zugeständnisse an – Oettinger kritisiert Beteiligtean Übernahmekampf. Der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche will die geplante Übernahme des VW-Konzerns möglichst schnell durchführen. Wie das Nachrichtenmagazin FOCUS berichtet, will Porsche bereits auf der VW-Hauptversammlung im April 2009 den Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag durchsetzen.
75 Prozent der Aktien sind dafür notwendig. 42,6 Prozent hat Porsche bereits erworben und verfügt über Optionen für weitere 31,5 Prozent der VW-Papiere. Voraussetzung für die anvisierte Übernahme ist allerdings der Wegfall des VW-Gesetzes, den die EU-Kommission derzeit betreibt.
Nach FOCUS-Informationen legten Porsche-Vorstandschef Wendelin Wiedeking und sein Finanzvorstand Holger Härter die detaillierten Übernahme-Pläne vor wenigen Tagen bei einem Treffen mit VW-Boss Martin Winterkorn und dessen Finanzchef Hans Dieter Pötsch offen. Eine befürchtete Zerschlagung von Volkswagen sei demnach nicht geplant.
Alle Konzerntöchter wie Audi oder Skoda würden in der Verantwortung von VW bleiben. Unter dem Dach der Porsche-Holding sollen die beiden Teilkonzerne Porsche und VW im operativen Geschäft weitgehend eigenständig agieren. In den Holding-Vorstand sollen neben Wiedeking und Härter auch Winterkorn und Pötsch aufrücken.
Eine „Zusammenarbeit auf Augenhöhe“ bekräftigte Wiedeking laut FOCUS. Die ungewohnt harmonischen Töne hängen mit der Stimmung in Wolfsburg zusammen, die von großem Misstrauen gegen die neuen Machthaber geprägt ist. Um Befürchtungen zu zerstreuen, bot Wiedeking seinen VW-Kollegen eine schriftliche Vereinbarung an.
Darin will Porsche garantieren, dass Werke nur bei einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Aufsichtsrat geschlossen werden können, also nicht gegen den Willen der Arbeitnehmervertreter. Die Konzernzentrale bleibe in Wolfsburg. Zudem würden Änderungen bei der Modellpalette nur im Einvernehmen mit dem VW-Vorstand erfolgen. Das soll vor allem Porsche-Wettbewerber Audi beruhigen, der den Einfluss der Stuttgarter fürchtet. So könnte der Audi-Sportwagen R8, der mit Porsche-Modellen konkurriert, nicht so einfach eingestellt werden.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) mahnte im Übernahmekampf zwischen Porsche und VW zur Sachlichkeit und sagte: „Gäbe es Porsche und seine Eigentümer nicht, müssten wir bei einem ganz anderen Börsenkurs von Porsche Sorgen um die Handlungsfähigkeit von VW haben.
Das wird derzeit bei allen Beteiligten zu wenig gesehen.“ Porsche sei „in Wahrheit ein Garant und kein Feind von VW. Ein Unternehmen, das in Wolfsburg produziert und deutsche Eigentümer hat, kann mit sehr viel mehr Zuversicht in die Zukunft gehen, als wenn es durch Hedgefonds getrieben und gespalten würde,“ sagte er FOCUS.
Für „folgerichtig“ würde es Oettinger halten, dass Porsche „einen integrierten Verbund mit VW, Audi, Skoda und Seat bildet und als der größte europäische Autobauer Entwicklung und Produktion aus einem Guss bietet“.