Habermasbeklagte die sozialen Folgen des ökonomischen "Systemsversagens". Essei eine "himmelschreiende soziale Ungerechtigkeit", dass nun die"verletzbarsten sozialen Gruppen am härtesten" getroffen würden. "Nunwird die Masse derer, die ohnehin nicht zu den Globalisierungsgewinnerngehören, für die realwirtschaftlichen Folgen einer vorhersehbarenFunktionsstörung des Finanzsystems noch einmal zur Kasse gebeten ...Auch im globalen Maßstab vollzieht sich dieses strafende Schicksal anden ökonomisch schwächsten Ländern."
Der Kollaps derFinanzmärkte, sagte Habermas weiter, habe die "letzten neoliberalenSprechblasen" zerplatzen lassen: "Ich hoffe, dass die neoliberaleAgenda nicht mehr für bare Münze genommen, sondern zur Dispositiongestellt wird. Das ganze Programm einer hemmungslosen Unterwerfung derLebenswelt unter Imperative des Marktes muss auf den Prüfstand."
Habermaskritisierte im Gespräch mit der ZEIT auch eine zunehmende Spaltung derGesellschaft. Es sei von "abgründiger Komik, wie Wirtschaftsmanager -und nicht nur die - dem Elitegeschwätz unserer Talkrunden auf den Leimgehen, sich allen Ernstes als Vorbilder feiern lassen und mental denRest der Gesellschaft unter sich lassen ... Was, bitte, soll amCharakter von Leuten in Führungspositionen, die ihre Arbeit halbwegsordentlich tun, exemplarisch sein?"