KfW legte Geld bei Kaupthing Bank an, weil es dort hohe Zinsen gab. Verwaltungsratsvorsitzender, Wirtschaftminister Glos, beschimpfe vor zwei Wochen noch Kaupthing Sparer: "Sie waren zu gierig." Dem Treiben im eigenen Hause schaute er dagegen tatenlos zu.
Die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau(KfW) hat 288 Millionen Euro in Wertpapiere unter anderem bei der angeschlagenen und inzwischen verstaatlichten Kaupthing-Bank in Island angelegt. Das geht aus einem Schreiben des Bundesfinanzministeriums an die FDP-Bundestagsfraktion hervor, das der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" vorliegt.
Demnach hat die Staatsbank "im Rahmen ihrer Fördertätigkeit und der Liquiditätsanlage" Millionen in Islandangelegt. Das Geld wird die Staatsbank voraussichtlich nicht wiederbekommen. Island kann derzeit wegen der Finanzkrise nur durch Milliardenkredite des Weltwährungsfonds IWF am Leben erhalten werden.
Pikant: Der Vorsitzende des Verwaltungsrats der KfW ist Bundeswirtschaftsminister Michael Glos. Statt im eigenen Haus zu kontrollieren beschimpfte er in einem Interview die Kleinanleger, die bei der Kaupthing Bank ihr Geld verloren:
„Für mich ist es beispielsweise unverständlich, wie Zigtausende Menschen via Internet ihr Geld einer kleinen Bank in Island überweisen konnten, ohne sich über die Risiken einer Geldeinlage im Vorfeld zu informieren. Es ist doch klar, dass es keine überdurchschnittlichen Renditen ohne überdurchschnittliche Risiken gibt“, sagte Glos der WELT. Die Menschen seien einfach zu gierig gewesen. ---> Interview
Das Gleiche gilt wohl offensichtlich auch für die KfW. Doch dazu äußerste sich der Vorsitzende des Verwaltungsrates bisher nicht.
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau hat vorsorglich bereits 98 Millionen Euro als Risikovorsorge zurückgelegt, wie aus dem Schreibendes Finanzministeriums hervorgeht. "Wir werden versuchen, die Forderungen gerichtlich durchzusetzen", erklärte eine KfW-Sprecherin gegenüber der "Rheinischen Post".
Damit muss die Staatsbank, deren Aufsichtsgremium von Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) und Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) kontrolliert wird, erneut Fehlinvestitionen einräumen.
In den vergangenen Monaten hatten bereits die Milliardenverluste der einstigen Düsseldorfer TochterbankIKB sowie die fehlerhafte Überweisung von 320 Millionen Euro an die insolvente US-Bank Lehman Brothers das Institut in negative Schlagzeilen geführt. "Die KfW läßt in der Finanzkrise keine Fettnapfaus. Der Auftrag der KfW ist es nicht, den Mittelstand in Island zu fördern, sondern in Deutschland. Jetzt muss der Steuerzahler leider wieder blechen", kritisierte der FDP-Finanzpolitiker Frank Schäffler.