Sicher, Siemens hat bisher besser abgeschnitten als die Wettbewerber ABB und General Electric, denen zuletzt die Aufträge angesichts der eskalierten Bankenkrise regelrecht wegbrachen. Die vollen Auftragsbücher bei Siemens deuten darauf hin, dass der Konzerndurchaus gute Chancen hat, die Flaute einigermaßen ohne größere Blessuren zu überstehen. Dennoch kann sich auch Siemens dem Abschwungnicht völlig entziehen.
Das Neugeschäft flacht zunehmend ab. Siemens befindet sich wie andere Unternehmen in einem Abwärtstrend. Deshalb ist bei der operativen Entwicklung Vorsicht geboten. Auch die Entwicklung des Cash-flow, den Finanzvorstand Joe Kaeser als relativ krisenfest darstellt, bedarf einer gründlicheren Analyse. Zwar wurde im zurückliegenden Quartal ein Großteil der Belastungen ergebniswirksam verbucht, sodass die Erfolgsrechnung künftig von Sonderlasten befreitist. Cash-wirksam werden diese Kosten allerdings erst im laufenden Turnus, was die Liquidität derart beanspruchen könnte, dass sogar dasRating gefährdet wäre.
Angesichts dieser Risiken birgt Löschers zuversichtlicher Ausblickdie Gefahr eines Rückschlags. Mit seinem Optimismus hat der Konzernchef die Erwartungen des Marktes derart hochgesetzt, dass eineAbkehr von Ergebnispfad fatale Folgen für die Aktie hätte. Löscher setzt damit seine Glaubwürdigkeit aufs Spiel. Im März, als Siemens die Anleger mit hohen Projektbelastungen schockierte, ging das Papierin den Keller. Angesichts des jetzt von den Investoren erteilten Vertrauensvorschusses sollte Löscher dies eine Warnung sein.
Kommentar der Börsen Zeitung