Die Aufregung ist groß unter den Machern der ARD-Politikmagazine, seit Programmdirektor Volker Herres in einem Interview über eine stärkere Zentralisierung unter einer Dachmarke spekuliert hat.
Jüngstes Zeichen der Nervosität: Die Magazinleute verhinderten durch mangelnde Auskunftsbereitschaft einen Bericht des ARD-Medienmagazins „Zapp“, der vergangene Woche ausgestrahlt werden sollte, berichtet DER SPIEGEL in seiner neuen Ausgabe.
Anlässlich der Kampagne „Die Wahrheit dahinter“, mit der zurzeit für „Monitor“ und Co. geworben wird, hatte die „Zapp“-Redaktion einen Beitrag geplant. Darin sollte es auch um die Unart einiger Politiker gehen, den Politikmagazinen systematisch Interviews zu verweigern.
Doch als Wahrheit dahinter entpuppte sich dabei: In eigener Sache schätzen die Politikmagazine den Info-Boykott durchaus, selbst gegenüber ARD-Kollegen. Die „Zapp“-Leute hatten zunächst angefragt, beim Treffen der Politikmagazin-Macher vor zwei Wochen in Leipzig drehen zu dürfen.
Nacheiner Beratung unter den Chefs der Magazine wurde der Dreh unter der Bedingung erlaubt, dass nur Redaktionsleiter interviewt werden dürfen. Später zogen die Magazine auch diese Zusage zurück. In den Kreisen der Magazinchefs heißt es, man habe befürchtet, dass der „Zapp“-Beitrag zu einer Generalabrechnung mit den Magazinen gerate.
Die „Zapp“-Redaktion entschloss sich daraufhin, für ihren Beitrag ein Politikmagazin exemplarisch zu beschreiben, und wählte dafür die „Monitor“-Sendung des WDR aus. Doch beim WDR liefen die Redakteure ebenfalls auf. Die Pressestelle forderte Informationen über die Tendenz des Beitrags und weitere Interviewpartner.
Dann entschied sie, man dürfe in der Redaktion zwar Bilder drehen, aber keine Redakteure befragen. Auskünfte dürfe nur Redaktionsleiterin SoniaMikich erteilen. Da diese jedoch derzeit im Ausland sei, könne man sie erst in zwei Wochen befragen oder schriftlich Fragen einreichen, die Frau Mikich dann per Video beantworten werde.
Eine direkte Interviewschalte sei nicht möglich. Daraufhin sagte „Zapp“ den Beitrag ab. Erst vor wenigen Wochen hatte der Intendant des Hessischen Rundfunks, Helmut Reitze, eine Interviewanfrage von „Zapp“ abgelehnt und stattdessen ein vorproduziertes Videostatement geschickt. Beim ZDF-Magazin „Frontal21“ hätte das „Zapp“-Team für den Beitrag ungehindert drehen und alle Redakteure interviewen können. Das war bereits abgesprochen. „Von uns gab es keine einzige Auflage“, sagt Redaktionsleiter Claus Richter
Demonstrant verschaukelt „Tagesthemen“
Mit einer falschen Identität hält ein Demonstrant seit Monaten die Medien zum Narren. Auch die ARD-Nachrichtensendung „Tagesthemen“ ging dem Politaktivisten auf den Leim.
In einem Beitrag vom 13. Oktober zum Bankenrettungspaket der Bundesregierung erschien der Demonstrant, der vor dem Kanzleramt mit einem Plakat gegen die „Steuergeldverbrennung“ protestierte, als Rechtsanwalt namens Manuel Dörsam.
Unter diesem Pseudonym hat der Mann in den vergangenen Monaten bereits zahlreiche ähnliche Aktionen durchgeführt. Sein wahrer Name ist Dirk Mirow. Der 41-jährige ist Kanzler der Muthesius Kunsthochschule in Kiel.