Der Milliardär George Soros fordert zusätzlich zum bereits beschlossenen 700-Mil-
liarden-Dollar-Paket weitere Hilfen in Höhe von 300 bis 600 Milliarden Dollar für die
angeschlagene US-Wirtschaft. Amerika brauche „ein großes Konjunkturprogramm“,
um die Städte und Bundesstaaten wieder ausreichend mit Geld zu versorgen. Zu-
dem benötige das Land ein Infrastrukturprogramm, sagte Soros dem Hamburger
Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL.
Die aktuelle Lage der Weltwirtschaft sei dramatisch und überwältigend, sagte
Soros. Er habe nicht damit gerechnet, dass es so schlimm werden würde. „Es hat
meine kühnsten Erwartungen übertroffen.“ Gegenwärtig stünden die Finanzmärk-
te unter besonderem Druck, weil sich Amerika in der schwierigen Übergangspha-
se von einer Regierung zur nächsten befinde. In den kommenden zwei Monaten wür-
de der Druck am größten sein, danach werde der neue Präsident Barack Obama
Maßnahmen ergreifen, erwartet Soros: „Vom Erfolg seiner Politik hängt die Dauer
der Krise ab.“ Und Soros weiter: „Ich setze große Hoffnungen auf Obama.“
Soros übte massive Kritik am Krisenmanagement von US-Finanzminister Henry Paul-
son. „Er hat auf die Probleme erst reagiert, nachdem sie aufgetaucht waren; er be-
saß nicht die Fähigkeit, diese Probleme kommen zu sehen.“ Paulson sei „völlig un-
vorbereitet“ gewesen, als Lehman Brothers in die Pleite ging und der Finanzmarkt
zusammenbrach, so Soros. „Er ging zum Kongress nicht mit einem Plan, sondern
nur mit der Idee, einen Plan zu entwickeln.“ Der Plan, den der Finanzminister im
Kopf gehabt hätte, nämlich faule Vermögenswerte zu kaufen, sei wenig durchdacht
gewesen: „Sich an den Banken selbst zu beteiligen macht viel mehr Sinn.“