"Ich bin so empört, ich halte besser meinen Mund" - kommentierte CNBC Urgestein Mark Haines, Anchor der Finanzmorgensendung "Sqwak Box", heute die Rettungsmaßnahmen für Citigroup. Es ist der größte „Bailout“ eines einzelnen Unternehmens in der US-Geschichte.
Einerseits gibt es zwar ein gewisses Einsehen, dass man Citigroup nicht untergehen lassen kann. Andererseits stellt sich natürlich die Frage, ob die bereitgestellten Milliarden nichts anderes als der berühmte Tropfen auf den heissen Stein sind.
"Solange die Musik spielt, muss man aufstehen und tanzen". so der ehemalige Chef der Citigroup, Charles Prince,noch im Sommer vergangenen Jahres. Und hat selbstbewusst hinzugefügt: "Wirtanzen immer noch".
Keine vier Monate später war Schluss mit der Musik. Zuvor war Prince noch mit einem Goldenen Fallschirm abgesprungen. Mit über 100 Millionen Dollar Bonus schaut er sich das Geschehen nun aus der Ferne an und lässt seinen Nachfolger die "Drecksarbeit" erledigen.
Dabei war schon lange klar, dass das große Rad der US-Banken und insbesondere der Citigroup, nicht gut gehen konnte - ja sogar zwangsläufig in die Katastrophe führt. In der Zwischenzeit haben die Bankmanager ihr Schäflein ins Trockene gebracht. Das gilt auch für Richard Fluid, der bis zur Pleite von Lehman 500 Millionen "verdiente".
Der amtierende Citigroup-Chef Vikram Pandit und andere Top-Manager dürfen ihre Jobs zunächst behalten - was sofort Kritiker auf den Planrief. "Hier wird ein inkompetentes Management-Team von der US-Regierungauch noch belohnt", schimpfte etwa William Smith, Chef derVermögensverwaltung Smith Asset Management in New York.
Die Rettung weckte zudem Sorgen über die ausufernde Verschuldung derUSA. Mittlerweile hat die US-Regierung weit über eine Billion Dollarzur Überwindung der Krise eingesetzt - sie musste unter anderem bereitsden ehemals weltgrößten Versicherer AIG sowie die HypothekengigantenFannie Mae und Freddie Mac retten und hat zusätzlich Hunderte vonMilliarden in andere Finanzinstitute gesteckt.
Nun rufen diestrauchelnden US-Autobauer ebenfalls nach Hilfen und die zukünftigeRegierung von Barack Obama wird voraussichtlich nicht um ein weiteresKonjunkturprogramm herumkommen, dessen Volumen Experten auf 500 bis 700Milliarden Dollar taxieren.
Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank bringt es auf den Punkt: "Mit freien Märkten hat dasalles nichts mehr zu tun. Die Volumina dieser „Bailouts“, die fraglosim Rahmen der „Erstversorgung“ in der Krise notwendig sind, belegeneinen Umstand auf dramatische Art und Weise. Die Unternehmen der„Bankenaristokratie“ sind zu groß geworden!