Nicht auszumalen wären die Erschütterungen an den weltweiten Finanzmärkten, sollte die Citigroup pleitegehen. Klaus-Peter Müller, scheidender Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) und Aufsichtsratsvorsitzender der Commerzbank,bezeichnete ein solches Szenario am Montag als "Lehman Brothers hoch zehn". Mitte September kollabierte die viertgrößte US-Investmentbank,seitdem spielen die Märkte verrückt, die Verwerfungen belasten längstdie Realwirtschaft.
Die US-Regierung mag einen schweren Fehler begangen haben, als siedie systemrelevante Lehman Brothers nicht auffing. Andererseits hat sie damit auch ein Zeichen gesetzt, dass sie nicht immer größenwahnsinnigen Investmentbankern unter die Arme greift, wenn sichdiese verzockt haben.
Bei der Citigroup bleibt der US-Regierung aber keine andere Wahl: Denn das einstige Flaggschiff der Bankenwelt ist in der Tat "too big to fail". Mit einer Bilanzsumme von 2 Bill. Dollar und Aktivitäten inüber 100 Ländern mit umfangreichen Geschäftsbeziehungen zum Finanz- und Industriesektor würde die Citigroup-Pleite eine Krise auslösen, wie es sie in der Weltwirtschaft noch nicht gegeben hat.Doch die staatlichen Garantien über 306 Mrd. Dollar und die neuerliche Kapitalzufuhr von 20 Mrd. Dollar nach 25 Mrd. vor wenigen Wochen sind noch kein Grund zur Entwarnung bei der Citigroup. Denn außerhalb der Bilanz summieren sich die Risiken auf 1,2 Bill. Dollar,davon 667 Mrd. mit Bezug zum so kritischen US-Immobilienmarkt.
Börsen-Zeitung